Vor dem Tor des Opernhauses drängte sich, trotz der frühen Stunde, eine aufgeregt flüsternde Menge. Heise sah sie nur optisch, nur mit dem Auge, nicht mit dem Hirn. Manisch raste er auf das eine Ziel los, das er vor sich sah: die Rolle Baras. Eine Schupowache am Tor hielt ihn an, fragte „wohin?“
„Ich muss den Direktor sprechen,“ rief er ärgerlich über das Hemmnis auf seinem Weg zum Ruhm.
Der Polizist liess ihn passieren.
Heise spürte nicht den Hauch des Entsetzens in den Räumen des Theaters, hörte nicht das Raunen des Grauens unter den Angestellten. Wunderte sich nicht, dass zu dieser Morgenstunde so viel Personal des Theaters anwesend war. Er schritt geradeswegs und unaufhaltsam, auf das Büro des Direktors zu. Er sah nicht, dass der Sekretär bei seinem Anblick zurückprallte, als habe ihn ein Stoss vor die Brust getroffen. Er kannte seinen Weg. Er schritt ihn unter Schicksalszwang.
Die Tür zum Allerheiligsten stand weit offen. Stimmengewirr surrte heraus. Buchner war dort, das sah Heise, und viele andere seriöse Herren. Mochte alle Welt dort drinnen sein! Er musste den Direktor sprechen, jetzt, sofort.
Er trat durch die offene Tür. Nicht leise und zaghaft. Gewichtig trat er ein unter der Weihe seiner Mission.
Alles wandte sich ihm zu. Er sah nicht das verblüffte
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/120&oldid=- (Version vom 6.1.2019)