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Seite:Der Held von Berlin.pdf/158

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jungen Mann dort auf der Anklagebank in den Untiefen ihres verknorpelten Philistergemütes für ein bisschen überspannt halten. Sie wissen, dass heute ganz Berlin, ganz Deutschland auf sie blickt. Dass im Grunde ein anderer hier vor Gericht steht. Ein Toter. Sie werden richten, wie Recht, die Menschlichkeit und ihr Gewissen es fordert, und werden beweisen, dass sie sich von dem Enthusiasmus, den ihre Frauen ihnen mit auf den Weg gegeben haben[1], nicht beeinflussen lassen.

„Angeklagter! Sie haben bei Ihrer ersten Vernehmung vor dem Polizeikommissar jede Schuld bestritten. Bei allen folgenden Verhören haben Sie hartnäckig geschwiegen und jede Aussage verweigert. Wollen Sie mir heute Rede stehen?“

Da holt Peter Heise tief Atem. Seine Hände stützten sich hart auf die Barriere. Jetzt hatte die erlösende Stunde seines Lebens geschlagen. Jetzt wollte er kämpfen für sich und Jo. Jetzt wollte er ihr ebenbürtig werden. Ihr ohne Scham und Demütigung sein Leben und sein Herz zu Füssen legen dürfen. Jetzt sollte der grosse phantastische Plan verwirklicht werden.

Wieder verbeugte er sich vor seinem Publikum, eckig unweltmännisch, trotz aller geheimen Proben in den langen Stunden der Gefangenschaft, und begann:

„Jawohl, Herr Präsident. Heute werde ich reden. Heute werde ich alles sagen, was ich auf dem Herzen habe.“

Er holte wieder tief aus der Brust Atem, als nehme er Anlauf zu einem athletischen Sprunge.


  1. Vorlage: ahben
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/158&oldid=- (Version vom 31.7.2018)