Direktor Buchner und seine Schar hatte diesen ersten Teil der Moabiter Tragikomödie nicht im Saal, sondern vom Gerichtsflur aus miterlebt. Als Zeugen hatten sie vor Beginn der Vernehmung des Angeklagten die Sitzung verlassen müssen. Doch der Beamte an der Pforte des Saales duldete, dass sie durch einen kleinen Schlitz der angelehnten Tür die Vorgänge verfolgten. Es war nicht ganz in der Ordnung, gewiss, aber heute war ein besonderer Tag und Fall. Manches von dem, was heut da drinnen vorging, entsprach auch nicht der geheiligten ehrwürdigen Ordnung anderer Gerichtstage.
An der Tür zusammengeballt, sah und hörte das Ensemble des „Columbus“ Peter Heises Ansprache an das Publikum. Buchner lauschte in Staunen und Zorn. „So ein verrückter Kerl,“ murrte er, „ist ja alles garnicht wahr.“ Die Arrivierten unter seinem Gefolge – ausser Jo und Fatma – stimmten dem Chef bei. Wer oben steht, vergisst sehr rasch die Wege, die ihn zur Höhe geführt haben. Die Unberühmten aber, die niemals Berühmten, diejenigen, die nie über die kleinsten Rollen hinauskamen und die Andern, die, wie Heise, zur ewigen Gefangenschaft im Tartarus des Chors verdammt waren, wurden begeistert, elektrisiert und spendeten ihrem Vorkämpfer und dem Herold ihrer Not oft so hingerissen Beifall, dass der Türhüter ängstlich und beschwichtigend den Durchlug-Spalt schloss.
Fatma stand abseits von den andern, mit einem verlorenen Lächeln um die Lippen. Sie hörte nur den Klang der Stimme, die metallisch
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/171&oldid=- (Version vom 31.7.2018)