Er will das Geständnis erschleichen.
„Weil – –“ Zu grosser Fahrt hatte Heise losgeworfen. Da stockte er. Warf schleunigst Anker.
Auf seine Verteidigung hatte er sich nicht vorbereitet. Die Anklage interessierte ihn nur insoweit, als sie ihm Gelegenheit bot, vor dem Publikum und der Presse des Justizpalastes zu erscheinen. Alles andere war ihm unwichtig, berührte sein Leben, seine Zukunft, Jo, seine grosse Karriere nicht.
Doch jetzt musste er antworten. Sofort. Gleich. Völlig unvorbereitet, aus dem Handgelenk. Was sollte er sagen? Dass er in Jos Garderobe, dass er eifersüchtig auf Bara gewesen sei, dass er ihn aus Jos Garderobe hinausgefeuert hatte? Unmöglich. Damit verriet er, wie Jo zu ihm stand. Damit zerrte er sie hinein in diesen Prozess, der immer verworrener und drohender verlief. Niemals. Keiner wusste, dass er damals in ihre Garderobe eingeladen war. Auch in der Kantine wussten sie es nicht. Er würde es nicht verraten. Niemals.
Darum stoppte er jäh ab in seiner grossen Fahrt – zögerte – zog die Segel ein, drehte bei. Und bekannte im Bewusstsein einer Unmöglichkeit: „das kann ich nicht sagen.“
Der Verteidiger lächelte unmerklich über seinen Akten. Endlich kam dieser verfahrene Karren ins rechte Gleis.
Auch der Vorsitzende, die Beisitzer, die Schöffen, der Staatsanwalt, die Justizwachtmeister sehen diese Wendung zum Guten. Ein allgemeines Wohlwollen strömt auf, umwittert die Anklagebank. Endlich
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/187&oldid=- (Version vom 31.7.2018)