Die Atmosphäre erwärmt sich seit Jahrzehnten. Die Sommer werden heißer und die Anzahl der Extremwetterereignisse nimmt zu. Sowohl Starkregen als auch wachsender Kühlbedarf haben zunehmenden Einfluss auf Infrastruktur und Gebäude. Die deutsche Architektin Christina Eisenbarth erfand eine Technologie, die beide Probleme lösen kann. Es handelt sich um eine neue Art Fassadenelement. Das Material mit dem Namen HydroSKIN kann Regenwasser aufnehmen und an heißen Tagen zur Verdunstungskühlung wieder abgeben.
Bei dem hydroaktiven Material handelt es sich im Prinzip um zwei textile Lagen, die durch Fäden auf Abstand gehalten werden. Dieser Zwischenraum erlaubt eine hohe Luftzirkulation. Die Textilschichten nehmen Regenwasser auf. Die Außenseite ist so gestaltet, dass Wasser eindringen kann, aber Schmutz und Verunreinigungen außen bleiben. Innenseitig befindet sich eine Folie, über die das Wasser in ein Profilsystem abgeleitet wird. Das gewonnene Wasser lässt sich direkt im Gebäude nutzen oder in Reservoirs speichern. Es kann auch in die Fassade zurückgeleitet werden, sodass an heißen Tagen durch die Verdunstung ein Kühleffekt entsteht. der Universität Stuttgart, an der Eisenbarth forscht, soll eine Fläche von 5,7 Quadratmetern der neuartigen Fassadenelemente an einem Einfamilienhaus ausreichen, um denselben Effekt wie eine Klimaanlage zu erzielen.
Ressourcen- und Hochwasserschutz
Bei Starkregenereignissen kann der Boden den auftreffenden Niederschlag nicht schnell genug aufnehmen. Die Folge sind Überflutungen und Schäden. Die Aufnahme von Regenwasser über die Fassade entlastet die vorhandene Infrastruktur und spart gleichzeitig Wasser im Gebäude. Denn mit dem System kann die Nutzung von Frischwasser um bis zu 46 Prozent gesenkt werden, wenn stattdessen das aufgefangene Regenwasser für die Waschmaschine, Toilettenspülung und Pflanzenbewässerung verwendet wird.
„HydroSKIN ist damit mehr als nur eine Fassade – es ist ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz und zur Ressourcenschonung in unseren Städten“, sagt Prof. Lucio Blandini, Leiter des Instituts für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren der Universität Stuttgart. Außerdem kann die Textilschicht in den Fassadenelementen aus recyceltem PET hergestellt werden.
Eines der innovativsten Projekte für Klimaanpassung
Die Elemente können sowohl in Neubauten, als auch an Bestandsgebäuden angebracht werden. Noch ist keine serielle Herstellung möglich. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, diese vielversprechende Technologie schnellstmöglich in die Baupraxis zu überführen, um unsere gebaute Umwelt für künftige Starkregenereignisse besser zu wappnen“, so Eisenbarth.
Seit über einem Jahr ist HydroSKIN als Start-up in der Technologie-Transfer-Inititative GmbH der Universität. Eisenbarth ist zudem eine von 20 Finalisten für den Wettbewerb „Blauer Kompass“ 2024. Bei diesem Wettbewerb zeichnet das Umweltbundesamt innovative Produkte zur Klimafolgenanpassung aus. Es ist die höchste staatliche Auszeichnung für Entwicklungen zur Anpassung an den Klimawandel.
Von Aslan Berse
Das Original zu diesem Beitrag "Deutsche Architektin entwickelt neues Konzept: Künstliche Haut kühlt Gebäude" stammt von EFAHRER.com.