Schon jetzt gibt es 56 Umweltzonen in Deutschland - auch Gebrauchtwagen sollte man nur mit grüner Plakette kaufen. FOCUS online und mobile.de zeigen die größten Schnäppchen aller Antriebsarten. Extrem billig gibt es derzeit Gasfahrzeuge - doch lohnen sich die?
In vielen Großstädten haben es Autofahrerinnen und -fahrer heute schwer. Neben immer weniger Parkplätzen und Stau-begünstigender Verkehrsführung wollen viele Städte Autos am liebsten ganz aus der City verbannen. Zwar gibt es nur wenige Diesel-Verbote auch für neuere Diesel wie in München , doch Umweltzonen sind weit verbreitet - allein in Deutschland gibt es laut ADAC mittlerweile 56 davon - und alte Autos damit oft außen vor. Eine grüne Feinstaub-Plakette sollte es also mindestens sein, wenn man einen Gebrauchtwagen ins Auge fasst, mit dem man auch sicher in die Stadt fahren kann.
Grüne Feinstaub-Plakette ist ein Muss
Exklusiv für FOCUS online hat Deutschlands größter Fahrzeugmarkt mobile.de die Gebrauchtwagen ermittelt, die im Vergleich zum Gesamtmarkt die größte Preisdifferenz nach unten aufweisen - also die größten Schnäppchen. Erfasst wurden dabei folgende Aspekte:
- Durchschnittspreise im April 2024 im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2023
- Maximale Laufleistung 200.000 km, maximales Alter des Fahrzeugs 240 Monate
- Differenzierung nach Antriebsarten: Benzin, Diesel, Hybrid, Elektro, Wasserstoff, Erdgas (CNG) und Autogas (LPG)
- Fahrzeug bekommt eine grüne Feinstaub-Plakette und darf damit in die Umweltzone
1. Benziner: Kleinwagen heiß begehrt
Das langsame Sterben der Kleinwagen macht sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt bemerkbar: Viele Autos erzielen satte Durchschnittspreise. Trotz der steigenden Anzahl von Elektroautos bleiben kleine und sparsame Benziner mit überschaubaren Unterhaltskosten heiß begehrt. Die Top 3 dieser Kategorie bilden laut mobile.de-Auswertung folgende Modelle:
- VW Up (Durchschnittspreis 10.573 Euro) - der mittlerweile eingestellte Kleinwagen bleibt mit seinem sparsamen Benziner der perfekte Zweit- beziehungsweise Stadtwagen, nennenswerte Schwächen oder technische Probleme hat er nicht.
- Mitsubishi Space Star (11.683 Euro) - den Japaner gibt es im Gegensatz zum Up noch als Neuwagen, vielen reicht ein Gebrauchter aber völlig. Der Space Star bietet anspruchslose Technik bei niedrigen Unterhaltskosten und ist als kleiner, sparsamer Benziner auch noch umweltfreundlich.
- Fiat 500 (13.435 Euro) - auch wenn es den „Cinquecento“ längst als Elektro-Version gibt, überzeugt er als Benziner nicht minder. Empfehlenswert ist dabei der Standard-Vierzylinder (1.2 mit 51 kW / 69 PS) ohne Aufladung, nicht der dröhnige „Twinair“-Zweizylinder-Turbomotor.
Die Preisdifferenz gegenüber dem Gesamtmarkt liegt bei den Top 10-Benzinern zwischen 47 und 66 Prozent unter dem Schnitt. Ein paar Tausender mehr als für einen VW Up oder Fiat 500 muss man für einen Renault Clio, Opel Corsa oder Seat Ibiza ausgeben. Gerade noch in die Top Ten fährt der Skoda Fabia mit durchschnittlich 16.422 Euro.
2. Diesel: Zugreifen, solange es sie noch gibt
Der Dieselantrieb gehört vor allem in kleinen und kompakten Autos zur aussterbenden Art. Neue Modelle gibt es immer seltener, sie werden meistens durch Hybride ersetzt. Interessanterweise ist die durchschnittliche Differenz zum Gesamtmarktpreis bei den Diesel-Modellen der mobile.de-Top-10 geringer als beim Benziner, sie liegt nur zwischen 25 und 59 Prozent. Ein Hinweis darauf, dass die Selbstzünder immer noch begehrt sind - vor allem natürlich die, die dank grüner Plakette in die Umweltzonen fahren dürfen. Das sind die größten Diesel-Schnäppchen:
- Opel Astra - für durchschnittlich 13.274 bietet auch ein älterer Astra solide Technik bei niedrigem Verbrauch, zudem sind gebrauchte Opel-Modelle meistens besser ausgestattet als etwa VW-Modelle.
- Ford Focus - der Focus ist immer noch einer der beliebtesten Dienstwagen , 15.760 Euro kostet der besonders als Kombiversion Turnier empfehlenswerte Focus im Schnitt. Mit sparsamen Dieselmotoren eignet sich der Ford als Langstrecken-Auto.
- Opel Insignia - noch vor dem VW Golf (Rang 5) oder Skoda Octavia (Rang 6) liegt im Diesel-Schnäppchenmix der große Opel mit seinem etwas niedrigeren Durchschnittspreis (18.195 Euro), und tatsächlich bot selten ein Opel so viel Platz und Ausstattung fürs Geld wie der Insignia. Die Krönung war in der zweiten und bislang letzten Insignia-Generation (Insignia B, 2017 - 2020) die Allrad-Variante Turbo D 4x4 mit 174 oder 210 PS. Der Vernunft-Kauf ist einer der kleineren Selbstzünder mit 110 bis 170 PS.
Opel Insignia B im Video-Test von 2017
3. Hybride: Benziner mit der Extraportion Sparen
Bei den Hybriden muss man normale Hybride - in den allermeisten Fällen Benziner - und Plug-In-Hybride mit Auflade-Funktion unterscheiden. Beliebt sind bei umwelt- und kostenbewussten Käufern beide Antriebskonzepte gleichermaßen.
Leider sind gerade die jüngeren gebrauchten Hybride noch arg teuer, wie man bereits an den drei größten Schnäppchen sieht:
- Fiat 500 - mit dem noch recht neuen Hybrid-Benziner kosten gebrauchte Fiat 500 im Schnitt 15.037 Euro. Ob sich die Differenz zum normalen Benziner (siehe weiter oben) rechnet, darf allerdings bezweifelt werden.
- Toyota Yaris - kein Hersteller beherrscht klassische Hybridantriebe so gut wie Toyota. Der Yaris ist quasi das perfekte Öko-Auto für alle, die keinen Elektroantrieb gebrauchen können. 3,5 Liter genehmigt sich der Wagen im Schnitt (Werksangabe, aber in der Praxis durchaus erreichbar). Im Schnitt sind allerdings mehr als 20.000 Euro zu berappen, wobei es ältere Exemplare (den ersten Yaris Hybrid gab es schon 2012) natürlich erheblich günstiger gibt.
- BMW 225 Active Tourer - der kleine BMW-Van spielt in einer ganz anderen Liga, da er ein Plug-In-Hybrid ist. Neben reichlich Platz bietet er 224 PS Systemleistung sowie Allradantrieb. Im Schnitt muss man für den vielseitigen BMW mehr als 22.000 Euro einplanen.
4. Elektroautos: Gebraucht endlich bezahlbar
Als lokal emissionsfreie Fahrzeuge bekommen E-Autos natürlich immer eine grüne Feinstaubplakette. Elektroautos haben einen enormen Wertverlust , was die „Early Adopter“ dieser Technik ärgert. Freuen dürfen sich aber alle, die jetzt auf dem Gebrauchtwagenmarkt ein wachsendes Angebot von Stromern vorfinden.
- Die beiden E-Autos mit dem größten Schnäppchen-Faktor (über 50 Prozent Differenz zum Gesamtmarkt) sind der Smart Fortwo und Forfour Electric (im Schnitt 13.363 bzw. 12.169 Euro), wobei bemerkenswert ist, dass der Zweitürer sogar teurer gehandelt wird als der Viertürer.
- Mit rund 15.000 Euro kaum teurer ist der Renault Zoe , der bei Menschen mit wenig Platzbedarf der perfekte Alltags-Stromer ist und ansonsten als Zweitwagen mit unschlagbare niedrigen Betriebskosten glänzt.
- Auch der Dacia Spring , der VW e-Golf und der VW E-Up sind jetzt für deutlich unter 20.000 Euro zu haben.
Ermittelt wurden von mobile.de neben den Batterie-Stromern auch Brennstoffzellen-PKW, wobei dort im Wesentlichen nur drei Fahrzeuge verfügbar sind: Hyundai ix35 (15.062 Euro im Schnitt), Hyundai Nexo (43.965 Euro) und Toyota Mirai (123.648 Euro). Es gibt allerdings so wenige Autos auf dem Markt, dass die hier aufgeführten Preise nur Momentaufnahmen sind und keine repräsentativen Querschnitte.
Toyota: E-Sportler mit Feststoff-Akku beschleunigt brachial
Einen wirklichen Markt gibt es für diese Autos ohnehin nicht. Dafür sind sie viel zu selten und das Wasserstoff-Tankstellennetz in Deutschland immer noch lächerlich klein, als dass man wirklich zum Kauf eines solchen Fahrzeugs raten könnte. Bislang jedenfalls konnten Brennstoffzellenautos weder im Vergleich zum Batterie-Elektroauto noch zum Verbrenner irgendwelche entscheidenden Vorteile für sich verbuchen.
Vorteil für Elektroautos: Das ändert sich für Besitzer eines E-Autos
5. Erdgasautos: Echte Schnäppchen, aber...
Mit bis zu 60 Prozent günstigeren Angeboten als der Gesamtmarkt sind Erdgasfahrzeuge (CNG, nicht zu verwechseln mit Autogas / LPG) Schnäppchen und dazu noch echte Saubermänner. Bevor der Elektro-Hype einsetzte, waren Erdgasfahrzeuge in vielen Öko-Vergleichen oft die sparsamsten sowie CO2- und auch Schadstoff-ärmsten Autos auf dem Markt. Doch die Antriebsart setzte sich nie richtig durch und hat auch keine Zukunft mehr, da selbst der VW-Konzern sein breites CNG-Portfolio komplett eingestampft hat.
Das trifft langfristig auch auf die Tank-Infrastruktur zu. Nachdem im Jahr 2016 rund 900 Erdgas-Zapfsäulen in Deutschland verfügbar waren, geht die Zahl seitdem jedes Jahr kontinuierlich zurück und wird das auch weiterhin, da der Bestand an CNG-Fahrzeugen klein ist und keine neuen PKW mehr nachkommen. „Dies dürfte langfristig zu einem echten Problem für jene werden, die mit ihrem Erdgasauto schon seit Jahren unterwegs sind oder sich gar erst vor Kurzem eines gekauft haben. Den Platz des an vielen Standorten nicht mehr rentablen CNG-Kraftstoffs dürften Ladesäulen einnehmen“, warnt der ADAC.
Immerhin: Die meisten Erdgasfahrzeuge sind bivalent, das heißt, sie können auch mit Benzin fahren. Der Benzintank ist zwar viel kleiner als bei normalen PKW. Der zuletzt von VW angebotene Passat 1.4 TSI Ecofuel mit 110 kW / 150 PS zum Beispiel hat aber immerhin einen 31 Liter großen Benzintank, was rund 400 Kilometer Reichweite selbst bei leerem Gastank bedeutet. Auch bei schrumpfendem Erdgasnetz sind diese Autos also nicht ganz nutzlos; allerdings muss die Gasanlage für den TÜV regelmäßig gewartet werden.
Der Kauf eines gebrauchten CNG-Autos will gut überlegt sein; auf der anderen Seite kann man damit womöglich ein echtes Schnäppchen machen. Die günstigsten gebrauchten Erdgasautos laut mobile.de-Auswertung sind der Opel Combo , der Opel Zafira und der Fiat Panda . Diese Autos bekommt man im Schnitt für weniger als 5000 Euro. 6000 bis 8000 Euro dagegen kosten die baugleichen Erdgas-Zwerge von Skoda (Citigo), Seat (Mii) und VW (Up).
6. Autogas: Geheimtipp oder Fehlkauf?
Für Autogas (LPG) sieht es nicht ganz so schlecht aus wie für Erdgas. Zum einen ist die Zahl der Autos größer, zum anderen gibt es sogar ein paar Neuwagen mit LPG-Option - bei Dacia (Sandero, Duster, Jogger) und Renault (Clio, Captur). Aber auch die Franzosen setzen bei alternativen Antrieben künftig eher auf Hybrid und Elektro. Ob es noch lange ein nennenswertes LPG-Tankstellennetz gibt, bleibt abzuwarten.
LPG-Fahrzeuge können auch mit normalem Benzin fahren , sie sind also ohne verfügbares LPG immer noch einsatzfähig. Der ADAC hat erst kürzlich
Wer trotz aller Haken und Ösen einen gebrauchten LPG-Wagen kaufen will, findet sowohl bei Kleinwagen ( Kia Picanto, Hyundai i10, Opel Corsa ) als auch schon bei einigen Kompakten oder Minivans ( Opel Meriva, Hyundai i30, Opel Astra ) Angebote um 6000 Euro. Im Vergleich zum Gesamtmarkt sind LPG-Autos um mehr als 70 Prozent günstiger.