Julia Keuer's Reviews > Der Dieb ohne Herz

** spoiler alert ** Leider kann ich diesem Buch wirklich nicht viel abgewinnen.
Ich finde die Grundidee an sich ganz schön. Ein Mädchen ohne Geschichte bricht auf ein Abenteuer auf, um ihrer Ziehmutter zu helfen. Dabei trifft sie auf andere Figuren und muss unterschiedlichste Aufgaben bestreiten. So weit so gut. Allerdings bleibt es dann leider auch dabei. Das Worldbuilding ist quasi nicht existent. Es gibt ein Dorf, einen Wald mit See und eine Stadt. Das wars. Sie haben nichts mit einander zu tun und auch wenn andere Kulissen angedeutet werden, bleiben sie genau das. Es gab einen Krieg mit einer anderen Stadt. Hintergründe dazu werden nicht erklärt. Eine Figur kommt aus einem anderen Dorf. Wie dieses aussieht, was es ausmacht oder allein wie weit es von den anderen Orten entfernt ist, weiß man nicht.

Bei den Charakteren sieht es leider ähnlich aus. Jede Figur hat ein "Märchen", das die jeweilige Lebensgeschichte erählt. Märchenmotive werden hierbei aber nur sporadisch erfüllt und abgesehen von häufigen "kennst du das Märchen von..."-Fragen um den Background oder die Motivation von Figuren zu erklären haben sie eigentlich keinen weiteren Zweck. Sie werden ein wenig mit mythologisch anmutenden Weissagungen von Hexen verwoben, das leider aber mehr schlecht als recht. Die Figuren selbst bleiben dabei sehr eindimensional und ich konnte mich in keine einzige hineinfühlen.

Der Plot sickerte das ganze Buch über vor sich hin. Es gab zwei Hauptstorylines:
1) Der Dieb versucht sich vom Fluch zu befreien
2) Malina versucht etwas über ihre Vergangenheut zu erfahren und ihrer Ziehmutter Irena zu helfen

Beide werden zwar von den Charakteren als Hauptmotivation angegeben, dabei spielt die Art und Weise wie diese verfolgt wird aber absolut keine Rolle. Alles was auf den ersten 200 Seiten passiert, ist eigentlich komplett irrelevant und kann willkürlich ausgetauscht werden. Die einzelnen Checkpoints werden irgendwie zu einem semi-konsistenten roten Faden zusammengewurschtelt, dabei geht aber alles verloren, was die Geschichte versucht, dem Leser zu vermitteln.

Es gibt eine Liebesgeschichte, wenn man sie so nennen möchte. Von dieser kam bei mir nur leider echt nichts an. Im Schloss von Malufra küsst der Dieb Malina plötzlich (ohne Konsent btw.). Man könnte meinen die beiden hätten vorher schon Zeichen einer gewissen Anziehung gezeigt, egal ob emotional oder körperlich. Fehlanzeige. Kam komplett aus dem nichts und geht dann unspektakulär weiter. Ich liebe slow-burn, das hier war aber leider no-burn. At all.

Weitere Anmerkungen:
- auf den Seiten 72 und 188 werden plötzlich in einigen Zeilen die Wörter nicht getrennt