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Höchste Schweizerin Maja Riniker: «Fluchwörter im Parlament sind nicht tolerierbar»

Maja Riniker ist dieses Jahr Präsidentin des Nationalrats. In dieser Funktion leitet die Aargauer FDP-Politikerin das Parlament und repräsentiert die Schweiz nach innen und aussen. Im SRF-Tagesgespräch erklärt sie, was ihr in den Ratsdebatten wichtig ist – und wie ihr politisches Wirken auch von persönlichen Erlebnissen geprägt ist.

Maja Riniker

Nationalratspräsidentin

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Maja Riniker ist höchste Schweizerin: Der Nationalrat hat die Aargauer FDP-Politikerin zur Nationalratspräsidentin gewählt. Seit 2019 sitzt sie im Nationalrat und hat Einsitz in der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK). Sie ist auch Präsidentin des Schweizerischen Zivilschutzverbands.

SRF News: Man nennt Sie höchste Schweizerin. Haben Sie den Ausdruck gern?

Maja Riniker: Nein, es ist einfach ein Begriff. Es ist so, dass ich als Nationalratspräsidentin, wenn ich die Vereinigte Bundesversammlung leite, auf dem höchsten Stuhl im Parlament sitze. Ich glaube, das ist die Herkunft dieses Begriffs. Mir gefällt «Nationalratspräsidentin» besser.

Die Aufgabe, die Debatten im Parlament zu leiten, ist anspruchsvoll.

Als Nationalratspräsidentin leiten Sie Debatten und Sitzungen im Nationalrat. Das Amt hat aber einen Haken: Ausser bei einem allfälligen Stichentscheid dürfen Sie sich in diesem Jahr politisch nicht äussern. Wieso wollten Sie dieses Amt dennoch?  

Weil das Amt eine grosse Ehre ist und zugleich Verantwortung mit sich bringt. Die Aufgabe, die Debatten im Parlament zu leiten, ist anspruchsvoll. Und ja, der Preis dafür ist, dass man ein Jahr lang die politischen Ambitionen oder Diskussionen, die man gerne führen würde, hinten anstellt. Das ist aber nur ein Jahr. In den Kommissionen kann ich weiterhin als Politikerin wirken. 

Sie leiten die Ratsdebatten und wollen, dass alle respektvoll miteinander diskutieren. Wo setzen Sie Grenzen?  

Beleidigende Aussagen und Fluchwörter sind schlichtweg nicht tolerierbar. Da muss ich intervenieren. Das heisst, ich muss zunächst zuhören und dann gegebenenfalls schnell reagieren und darauf hinweisen, dass wir in diesem Saal mit Respekt und einer gewissen Würde miteinander umgehen.

Die Sprachvielfalt ist mir enorm wichtig. Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Parlamentarier aus der Deutschschweiz einen Westschweizer versteht, wenn er spricht, oder umgekehrt.

Was ist Ihnen auch noch wichtig am Parlament?  

Respekt vor der Vielfalt unseres Landes einzufordern. Die Sprachvielfalt ist mir enorm wichtig. Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Parlamentarier aus der Deutschschweiz einen Westschweizer versteht, wenn er spricht, oder umgekehrt. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Ich besuche regelmässig einen Französisch-Konversationskurs, weil ich auch technische Begriffe verstehen will. Aber ich erlebe immer wieder, dass Nationalrätinnen und Nationalräte unsicher sind, in einer anderen Landessprache zu sprechen. Man muss sich bemühen, einander zu verstehen, und das fordere ich auch von unserer gesamten Bevölkerung ein. 

Ihr politisches Wirken ist auch von einem Erlebnis geprägt, als Sie mit 17 Jahren während einer Nachtübung in der Pfadi eine Felswand hinabgestürzt sind, sich einen Rückenwirbel gebrochen haben und Lähmungserscheinungen hatten. Was hat sich danach verändert? 

Ich musste mich mit viel Training zurück kämpfen und habe dabei enorm viel Dankbarkeit erfahren. Freunde, Familienangehörige und sogar meine Pfarrerin haben mich unterstützt. Dieses Netz war unersetzlich. Das hat mich geprägt. Ich sehe es als meine Aufgabe, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, wenn man gesund ist und die Kraft dazu hat. Ich bin gesund, Gott sei Dank, und meine Erlebnisse mit 17 haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, dankbar zu sein und zu helfen.

Das Gespräch führte David Karasek.

Tagesgespräch, 6.1.2025, 13 Uhr ; 

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