Hojicha-Tee: So gesund ist der japanische Grüntee, der nach Schokolade schmeckt
Matcha hat sich in den vergangenen Jahren als gesunde Kaffee-Alternative etabliert. Heiß oder auf Eis genossen sorgt er für einen sanfteren Wach-Effekt, weil er sein Koffein langsamer freisetzt und die Koffeinkurve nicht so schnell wieder abfällt wie bei Kaffee. Aber: Einige Menschen können sich – trotz unzähliger Versuche, das Getränk mit Kokosnussmilch oder Vanillesirup zu süßen – einfach nicht mit den Geschmack anfreunden. Sie finden ihn zu bitter. Oder fischig (Übrigens ein Zeichen für schlechte Qualität). Für sie könnte Hojicha die perfekte Alternative sein.
Wie auch Matcha stammt Hojicha (Aussprache: Ho-Dschi-Dscha) aus der Familie des japanischen Grüntees. Seinen Ursprung hat er in der Stadt Kyoto. Im Gegensatz zu anderen grünen Tees wird Hojicha bei hoher Temperatur geröstet, was ihm nicht nur die braune Farbe, sondern auch ein karamellisiertes Aroma statt des typisch leicht bitteren Grüntee-Geschmacks verleiht. Tatsächlich bedeutet das japanische Wort Houjicha im Deutschen auch Rösttee.
Zu Beginn durchläuft Hojicha die gleichen Schritte wie ein normaler Bancha- oder Sencha-Grüntee, wird dann aber in einer erhitzten Trommel bei Temperaturen von bis zu 200°C geröstet. Dadurch entsteht die schokoladige Süße – und die bräunliche Farbe des Tees. Die Tönung von Hojicha kann zwischen gelblich-grün-braun und einem satten dunkelbraun varieren. Je länger der Tee geörtstet wird, desto dunkler die Tönung.
Hojicha-Fans auf TikTok beschreiben den Grüntee geschmacklich als eine Mischung aus Kakao, Matcha und Kaffee. Wobei die bitteren Noten, die viele Menschen an Kaffee, Grün- und Matchatee stören durch die liebliche Süße übertüncht werden. Auch leicht nussige Noten werden Hojicha oft zugeschrieben.
Zubereitet wird Hojicha ähnlich wie Matcha: Je nach gewünschter Intensität können Sie 1–2 Teelöffel mit ein bisschen Wasser auffüllen und dann mit einem Bambusbesen verquirlen. Der Hojicha lässt sich ebenfalls als Latte mit Milch oder einem Pflanzendrink genießen. Eisgekühlt oder heiß – ganz nach Gusto.
Dass Hojicha in seinem Heimatland Japan seit über einem Jahrhundert so beliebt ist, liegt nicht zuletzt an seiner beruhigenden Wirkung. Der Körper fährt mit einer Tasse Hojicha runter. Die stressreduzierende und entspannte Wirkung des Tees liegt zum einen an dem beruhigenden Aroma, aber auch das enthaltene L-Theanin trägt dazu bei. L-Theanin ist eine Aminosäure, die in grünem Tee enthalten ist und Symptome von Stress lindern kann.
Zudem ist Hojicha reich an Polyphenolen, den pflanzlichen Antioxidantien, die in den Blättern enthalten sind. Polyphenole bringen antivirale Eigenschaften mit sich und können bei der Abtötung von Bakterien helfen. Außerdem sollen Polyphenolen die Mundgesundheit verbessern können – in Zusammenarbeit mit einem anderen Antioxidans: EGCG. Es ist in allen Grüntee-Sorten enthalten und kann bei der Vorbeugung von Karies und Mundgeruch helfen, während die enthaltenen Polyphenole das Auftreten von Zahnfleischentzündungen und Zahnfleischerkrankungen verringern können.
Hojicha-Tee enthält obendrein die Vitamine A, C und E – ist also auch eine kleine Vitaminbombe. Studien nach sorgt grüner Tee zudem dafür, den Stoffwechsel anzuregen. Eine in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlichte Studie ergab, dass selbst kleine tägliche Portionen grünen Tees – und besonders gerösteten grünen Tees – die Leistungsfähigkeit und das geistige Wohlbefinden verbessern können
Dass Hojicha weniger Koffein als Kaffee oder Matcha enthält, macht ihn zur ideale Wahl für Menschen mit einer Koffeinempfindlichkeit. Zum Vergleich: Eine Standard-Portionsgröße einer Tasse Hojicha (250 ml) enthält nur etwa 7,7 mg Koffein. Eine Tasse Matcha (250 ml) hingegen kann je nach verwendeter Menge Matcha-Pulver schnell 70 bis 100 Gramm Koffein enthalten.
Der reduzierte Koffeingehalt von Hojicha-Tee lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. Zum einen wird der Tee typischerweise aus den älteren Blättern und Stängeln der Teepflanze hergestellt – und die enthalten nicht annähernd so viel Koffein wie die jüngeren Blätter, die für andere Grünteesorten genutzt werden. Zum Hintergrund: Die Teepflanze produziert Koffein als Abwehrmechanismus, um sich vor Insekten zu schützen. Die jüngeren, anfälligeren Blätter benötigen mehr Schutz – also mehr Koffein – als die älteren Blätter oder Stängel.
Außerdem werden bei der Herstellung vorwiegend Teeblätter aus Sommer- oder sogar Herbsternten verwendet, welche von vornherein weniger Koffein beinhalten als Frühlingsernten.
Und: Ein Teil des Koffeins zersetzt sich während der Röstung. Koffein baut sich nämlich bei Temperaturen über 178 °C allmählich ab und beim Röstvorgang des Hojichas werden teilweise Temperaturen von bis zu 200 °C erreicht.
Hojicha-Tee eignet sich deshalb vor allem auch am späten Nachmittag und frühen am Abend, wenn eine Tasse Matcha oder Kaffee schon zu anregend wären und die Schlafqualität beinflussen könnten.
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