Mathematik verstehen Band 2: Grundlagen für das Studium naturwissenschaftlicher und technischer Fächer
Von Werner Fricke
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Über dieses E-Book
Werner Fricke
Werner Fricke, geboren am 19.11.49, ist wohnhaft in Schwerte. Nach dem Maschinenbaustudium war er wissenschaftlicher Angestellter der Abteilung Maschinenbau an der Universität Dortmund. Danach gründete er die Fa. DRIGUS GmbH und widmete sich der Entwicklung von Hard- und Software für den Bereich des Industrial-Engineering. Im Rahmen seiner Tätigkeiten beschäftigte er sich mit der Schulung und Beratung in den Bereichen mathematische Statistik, Programmiertechnik, Zeitstudientechnik und Planzeitbildung. Er veröffentlichte folgende Bücher: Rechnergestützte Planung von Übergabesystemen zwischen Transport und Fertigung, VDI-Verlag Düsseldorf Statistik in der Arbeitsorganisation, Hanser Verlag München Mathematik verstehen Band 1: von den Grundlagen bis zum Integral, BoD - Verlag Mathematik verstehen Band 2: Grundlagen für das Studium naturwissenschaftlicher und technischer Fächer, BoD - Verlag Mathematik verstehen Band 3: Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik, BoD - Verlag Arbeits- und Zeitwirtschaft verstehen: von der Zeitstudie bis zur Abtaktung, BoD - Verlag
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Mathematik verstehen Band 2 - Werner Fricke
Integralrechnung
1 Fortgeschrittene Integralrechnung
1.1 Allgemeine Zusammenfassung von Band 1
Schon in Band 1 /1/ haben wir eine Einführung in die Integralrechnung beschrieben. Zunächst wollen wir die dort gemachten Ausführungen zusammenfassen. Wir haben die Integralrechnung als Operation zur Berechnung von Flächen eingeführt, die sich unterhalb einer Funktion befinden.
Bild 1: Einteilung in Streifen mit Δx=0,5
Am Beispiel der Funktion y = x haben wir gezeigt, wie sich die Fläche unterhalb der Funktion näherungsweise wie folgt berechnen lässt:
Um ein genaues Ergebnis zu erlangen, haben wir die Anzahl der Streifen gegen unendlich und Δx gegen 0 gehen lassen und erhielten:
Diesen Ausdruck haben wir dann wie folgt geschrieben:
a = Untergrenze, b = Obergrenze
Danach konnten wir zeigen, dass Folgendes gilt:F(x) = ∫f(x) · dx
Den bekannten Differentialquotienten konnten wir umstellen:
Damit können wir so tun, als ob hinter dem Integralzeichen die Ableitung einer höheren Funktion stehen würde. Die Aufgabe der Integralrechnung lautet nun:
„Finde eine Funktion deren Ableitung f´(x) gegeben ist"
Diese gesuchte Funktion nennt man auch Stammfunktion. In diesem Sinne haben wir die Integralrechnung als Umkehroperation zur Differentialrechnung entlarvt.
Wenn wir dies auf die Funktion y = x anwenden, erhalten wir folgende Rechenregel:
Wir suchen eine Funktion F(x), deren 1. Ableitung gleich x ist.
Erhöhe den Exponenten von x um 1.
Dividiere den Vorfaktor von x durch den neuen erhöhten Exponenten.
Es folgt:
Man nennt dies auch ein unbestimmtes Integral.
Für allgemeine Exponenten haben wir dann Folgendes erhalten:
Es wurden folgende Rechenregeln für Integrale abgeleitet:
Faktorregel der Integralrechnung
Besitzt die zu integrierende Funktion einen konstanten Faktor, dann gilt:
Summenregel der Integralrechnung
Besteht die zu integrierende Funktion aus einem oder mehreren Summanden, so gilt:
Dies gilt natürlich für die Subtraktion.
Vertauschungsregel
Vertauscht man die die Untergrenze eines bestimmten Integrals mit der Obergrenze, so gilt:
Regel über gleiche Grenzen
Sind Ober- und Untergrenze eines bestimmten Integrals gleich groß, so gilt:
Intervallregel
Jedes bestimmte Integral kann in beliebige Teilintervalle zerlegt werden, es gilt:
1.2 Eigenschaften von Stammfunktionen
Eine Stammfunktion ist wie folgt definiert:
Eine differenzierbare Funktion F(x) ist die Stammfunktion von f(x), wenn gilt:
Für jede stetige Funktion f(x) gilt:
1. Es gibt unendlich viele Stammfunktionen zu der Funktion f(x).
Dies liegt daran, dass zu jeder Stammfunktion eine beliebige additive Konstante C existiert.
F(x) = ∫f(x)·dx + Cmit C als beliebiger Konstante
2. Wenn wir die Differenz zweier beliebiger Stammfunktionen der Funktion f(x) bilden, dann erhalten wir eine Konstante:
F1(x) − F2(x) = const.
3. Wenn F1(x) eine Stammfunktion von f(x) ist, dann ist auch F1(x) + C eine Stammfunktion von f(x). Daraus ergibt sich die Menge aller Stammfunktionen wie folgt:
F(x) = F1(x) + C(C ist eine beliebige Konstante)
1.3 Bestimmtes, unbestimmtes Integral und Flächenfunktion
Der Unterschied zwischen einem bestimmten und einem unbestimmten Integral ist folgender:
Bestimmtes Integral:
Bei einem bestimmten Integral sind die Grenzen des Integrals fest vorgegeben.
mit a und b als den Integrationsgrenzen
Unbestimmtes Integral:
Bei einem unbestimmten Integral sind die Grenzen des Integrals nicht vorgegeben.
F(x) = ∫f(x) · dx + Cmit C als beliebiger Konstante
Da es eine überabzählbar unendliche Anzahl von Werten für C gibt, können wir sagen, dass es eine überabzählbar unendliche Anzahl von Stammfunktionen für die Funktion f(x) gibt.
Flächenfunktion
Wenn man nun die untere Integrationsgrenze als konstant und die obere Integrationsgrenze als variabel annimmt, so erhält man eine Flächenfunktion, die von der variablen oberen Integrationsgrenze abhängt. Hierzu zwei einfache Beispiele:
(1) Gegeben sei die Funktion: f(x) = a1 · x
Wir bilden nun die Flächenfunktion, indem wir die Integrationsgrenzen wie folgt festlegen:
Untere Grenze: k = const.
Obere Grenze: x0 (variabel)
Setzen wir z.B. die Untergrenze zu k =2, so erhalten wir die Flächenfunktion:
Bild 2: Darstelung von Funktion und Flächenfunktion
Für x0 = 4 erhalten wir das Ergebnis der Flächenfunktion zu: F(x0=4) = 3
Wenn wir uns auf der linken Seite die Fläche für x0 = 4 betrachten, finden wir dieses Ergebnis bestätigt.
(2) Gegeben sei die Funktion : f(x) = a2 · x²
Wir bilden nun die Flächenfunktion, indem wir die Integrationsgrenzen wie folgt festlegen:
Untere Grenze: k = const.
Obere Grenze: x0 (variabel)
Setzen wir z.B. die Untergrenze zu k = 1, so erhalten wir die Flächenfunktion:
Das folgende Bild zeigt die Funktion f(x) = 0,3 · x² und die zugehörige Flächenfunktion für k = 1. Flächenfunktion:
Bild 3: Darstellung von Funktion und Flächenfunktion
Für x0 = 3 erhalten wir das Ergebnis der Flächenfunktion zu: F(x0 = 3) = 2,6
Wenn wir uns auf der linken Seite die Fläche für x0 = 3 betrachten, finden wir dieses Ergebnis bestätigt.
Wählt man nun eine andere Untergrenze (k* = const.), so ist auch das daraus resultierende unbestimmte Integral eine Flächenfunktion in Abhängigkeit von x0. Dabei ist die Differenz der beiden Flächenfunktionen (Untergrenze k und Untergrenze k*) eine Konstante. Dies wollen wir anhand unserer o.g. Beispiele einmal zeigen.
(3) In Beispiel 1 hatten wir folgende Funktion: fx = 0,5·x
Daraus resultierte die zugehörige Flächenfunktion für k = 2:
Berechnen wir nun die Flächenfunktion von k* = 3 so erhalten wir:
Bilden wir nun die Differenz dieser beiden Funktionen, so erhalten wir:
Bild 4: Differenz der Flächenfunktionen bei verschiedenen Untergrenzen
Im dem nebenstehenden Bild können wir erkennen, dass die Differenz der Flächenfunktionen identisch ist mit dem bestimmten Integral der Funktion mit Untergrenze k = 2 und Obergrenze k* = 3.
Wir können also schreiben:
(4) In Beispiel 2 hatten wir folgende Funktion: f(x) = 0,3·x²
Daraus resultierte zugehörige Flächenfunktion für k = 1:
Berechnen wir nun die Flächenfunktion von k* = 2 so erhalten wir:
Bilden wir nun die Differenz dieser beiden Funktionen, so erhalten wir:
Bild 5: Differenz der Flächenfunktionen
Wieder ist die Differenz der Flächenfunktionen identisch ist mit dem bestimmten Integral der Funktion mit Untergrenze k = 1 und Obergrenze k* = 2. Es gilt also:
Fazit:
Haben wir zwei Flächenfunktionen einer Funktion f(x) mit den unterschiedlichen Untergrenzen k und k*, dann ist die Differenz der Flächenfunktionen das bestimmte Integral der Funktion mit der Untergrenze k und der Obergrenze k*:
1.4 Fundamentalsatz der Differential- und Integralrechnung
Der Fundamentalsatz der Differential- und Integralrechnung, auch Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung genannt, verbindet die beiden Rechenarten Differentialrechnung
und Integralrechnung
miteinander.
In Band 1 /1/ haben wir bereits die Integralrechnung als Umkehroperation zur Differentialrechnung eingeführt. Wir können also schreiben:
Man kann also folgende Aussagen treffen:
1. Zu jeder Funktion f(x) gibt es eine unendliche Anzahl von Stammfunktionen (Menge der unbestimmten Integrale), für die folgendes gilt:
F(x) = ∫ f(x) · dx + Cmit C als beliebiger Konstante
Man kann aber auch schreiben:
∫ f(x) · dx = F(x) + Cmit C als beliebiger Konstante
2. Umgekehrt gibt es zu jeder Stammfunktion genau eine Funktion f(x), welche die Ableitung dieser Funktion ist, es gilt:
Man kann aber auch schreiben:
Bei der Differentiation der Stammfunktion wird die Ableitung der Konstanten C = 0.
1.5 Die Grundintegrale
Nach dem Fundamentalsatz der Differential- und Integralrechnung existiert zu jeder Differentialformel der elementaren Funktionen eine entsprechende Integralformel. Diese werden auch Grundintegrale genannt:
Bild 6: Integration der 1 / x – Funktion
* Die Funktion 1 / x ist sowohl für negative als auch für positive x gültig. Die Funktion ln(x) ist jedoch nur für positive x > 0 gültig. Um nun das Integral auch für negative x < 0 zu bekommen, nimmt man als Ergebnis der Integration den Absolutwert von x (Dargestellt als In|x|).
1.6 Beispiele für Stammfunktionen und Flächenfunktionen
(1) Gegeben ist die Funktion: f(x) = 8 · x − 13
a) Finde die Stammfunktion
b) Bestimme die Flächenfunktion für die Untergrenze k = 4
(2) Gegeben ist die Funktion:
a) Finde die Stammfunktion
b) Bestimme die Flächenfunktion für die Untergrenze k = 2
a) Wir schreiben:
Wir können nun die 8 vor das Integral ziehen:
Für das verbleibende Integral finden wir Folgendes in der Tabelle der Grundintegrale:
Wir erhalten also die Lösung: F(x) = 8·(arctanx + C1) = 8·arctanx + C
b) Flächenfunktion für die Untergrenze k = 2
(3) Gegeben ist die Funktion:f(x) = 5·Inx
a) Finde die Stammfunktion
b) Bestimme die Flächenfunktion für die Untergrenze k = 5
a) Wir schreiben:F(x) = ∫ f(x) dx = ∫5 · In x dx
Wir können nun die 5 vor das Integral ziehen:F(x) = 5 · ∫ In x dx
Für das verbleibende Integral finden wir Folgendes in der Integraltafel (Abschnitt 1.12 Tabelle 25 Integral 420).
∫ In x dx = x · Inx − x = x · (Inx − 1)
Wir erhalten also die Lösung: F(x) = 5 · x · (In x − 1)+ C
b) Flächenfunktion für die Untergrenze k = 2
1.7 Bestimmte Integrale
Ein bestimmtes Integral ist dadurch gekennzeichnet, dass Untergrenze und Obergrenze des Integrals bekannt sind. Es gilt Folgendes:
Man sucht also eine Stammfunktion (unbestimmtes Integral) für die Funktion f(x) und berechnet die Differenz der Werte F(b) – F(a).
Beispiele:
(1) Gegeben ist die Funktion: f(x) = sinx
.
Bild 7: Flächenberechnung der Sinuskurve
(2) Gegeben ist die Funktion: f(x) = 2 · x³ − 4 · x + 5
Gesucht ist der Flächeninhalt der Funktion im Bereich −1 ≤ x ≤ +1
Bild 8: Flächeninhalt der Funktion
1.8 Integrationsverfahren
1.8.1 Die Substitutionsmethode
1.8.1.1 Grundlagen der Substitutionsmethode
Bei der Substitutionsmethode wird versucht, eine innere Funktion von x durch eine geeignete einfachere Funktion zu ersetzen, damit die äußere Funktion leichter zu integrieren ist.
Wir wollen zunächst einmal die Begriffe „äußere und „innere
Funktion klären. Gegeben ist z.B. eine Funktion deren Variable wiederum eine Funktion ist: y = f(u (x))
Die Funktion f wird hierbei äußere und die Funktion u(x) innere Funktion genannt.
Betrachten wir hierzu ein einfaches Beispiel:
y = sin(2·x)
Wir können hier den Klammerausdruck wie folgt substituieren:
u(x)= 2·x
u(x) ist hierbei die innere Funktion
Für die äußere Funktion erhalten wir:
sin(u)
Wir wollen nun die Funktion y = f(u(x)) = sin(2 · x) integrieren.
1) Wir suchen eine geeignete Substitutionsfunktion, hier u = 2 · x
2) Wir setzen u in das Integral ein: F = ∫f(u) · dx = ∫sin(u)·dx
3) Wir bilden die Ableitung von u und stellen diese nach dx um:
4) Wir ersetzen im Integral dx:
5) Da jetzt die Stammfunktion nicht mehr von x abhängt, können wir das Integral lösen. In unserem Beispiel können wir 1/2 vor das Integral ziehen und erhalten:
6) Nun können wir u wieder ersetzen (Rücksubstitution) und erhalten die Stammfunktion:
Wenn wir nun den Wert von F in den Grenzen xUG = a und xOG = b ermitteln wollen, so können wir schreiben:
Man kann aber auch Ober-und Untergrenze in die substituierte Funktion eintragen. Dabei müssen diese jedoch entsprechend der Substitution umgerechnet werden:
Bild 9: Beispiel Substitutionsmethode
bilden, dann erhalten wir Folgendes:
Beispiele:
(1) Gegeben ist die Funktion:
Gesucht ist die Stammfunktion:
1) Wir suchen eine geeignete Substitutionsfunktion: u = 3 + 4 · x
2) Wir setzen u in das Integral ein:
3) Wir bilden die Ableitung von u und stellen diese nach dx um:
4) Wir ersetzen im Integral dx:
5) Da jetzt die Stammfunktion nicht mehr von x abhängt, können wir das Integral lösen. In unserem Beispiel können wir 1/4 vor das Integral ziehen und erhalten:
6) Nun können wir u wieder ersetzen (Rücksubstitution) und erhalten die Stammfunktion:
(2) Gegeben ist die Funktion:
Gesucht ist die Stammfunktion:
1) Wir suchen eine geeignete Substitutionsfunktion: u = 2 · x − 1
2) Wir setzen u in das Integral ein:
3) Wir bilden die Ableitung von u und stellen diese nach dx um:
4) Wir ersetzen im Integral dx:
5) Da jetzt die Stammfunktion nicht mehr von x abhängt, können wir das Integral lösen. In unserem Beispiel können wir 1/2 vor das Integral ziehen und erhalten:
(Grundintegral)
6) Nun können wir u wieder ersetzen (Rücksubstitution) und erhalten die Stammfunktion:
(3) Gegeben ist die Funktion:
a) Gesucht ist die Stammfunktion:
b) Wie groß ist das bestimmte Integral in den Grenzen xu = 0 und xo = 2 ?
c) Wie müssen wir rechnen, wenn wir direkt mit Fu integrieren wollen?
a) Stammfunktion
1) Wir suchen eine geeignete Substitutionsfunktion: u = 1 + x²
2) Wir setzen u in das Integral ein:
3) Wir bilden die Ableitung von u und stellen diese nach dx um:
4) Wir ersetzen im Integral dx:
5) Wir können nun 1/2 vor das Integral ziehen:
6) Nun können wir u wieder ersetzen (Rücksubstitution) und erhalten die Stammfunktion:
b) Es gilt:
c) In diesem Fall verwenden wir die Stammfunktion:
Wenn wir integrieren wollen, müssen wir die Unter- und Obergrenze von u bestimmen:
Daraus ergibt sich:
(4) Gegeben ist die Funktion:
Gesucht ist die Stammfunktion:
1) Wir suchen eine geeignete Substitutionsfunktion: u = 1 − b · x³
2) Wir setzen u in das Integral ein:
3) Wir bilden die Ableitung von u und stellen diese nach dx um:
4) Wir ersetzen im Integral dx:
5) Da jetzt die Stammfunktion nicht mehr von x abhängt, können wir das Integral lösen.
6) Nun können wir u wieder ersetzen (Rücksubstitution) und erhalten die Stammfunktion:
(5) Gegeben ist die Funktion: f(x) = a · sinx · cosx
Gesucht ist die Stammfunktion: F = ∫f(x)dx = ∫a · sinx · cosx · dx
a) Wähle als geeignete Substitutionsfunktion: u = cosx
b) Wähle als geeignete Substitutionsfunktion: u = sinx
a)
1) Wir wählen als geeignete Substitutionsfunktion: u = cosx
2) Wir setzen u in das Integral ein: F = ∫a · sinx · u · dx
3) Wir bilden die Ableitung von u und stellen diese nach dx um:
4) Wir ersetzen im Integral dx:
5) Da jetzt die Stammfunktion nicht mehr von x abhängt, können wir das Integral lösen.
6) Nun können wir u wieder ersetzen (Rücksubstitution) und erhalten die Stammfunktion:
b)
1) Wir wählen als geeignete Substitutionsfunktion: u = sinx
2) Wir setzen u in das Integral ein: F = ∫a·u·cosx·dx
3) Wir bilden die Ableitung von u und stellen diese nach dx um:
4) Wir ersetzen im Integral dx:
5) Da jetzt die Stammfunktion nicht mehr von x abhängt, können wir das Integral lösen.
6) Nun können wir u wieder ersetzen (Rücksubstitution) und erhalten die Stammfunktion:
Da gilt: sin²x + cos²x = 1 ⇒ cos²x = 1−sin²x
Das a/2 geht in der Integrationskonstanten C unter.
1.8.1.2 Spezielle Integralsubstitutionen
Das Problem bei der Substitutionsmethode ist, eine geeignete, einfachere Funktion zu u(x) zu finden, damit die äußere Funktion leichter zu integrieren ist. In den bisherigen Beispielen ist uns das jeweils gelungen. Das folgende Beispiel soll jedoch zeigen, dass dies in manchen Fällen nicht so einfach ist. Betrachten wir hierzu als Beispiel folgendes Integral:
Wir substituieren nun:
Wenn wir einsetzen erhalten wir:
Das resultierende Integral hängt also von u und leider auch von x ab, so dass eine Bestimmung des Integrals mit dieser Substitution nicht möglich ist. Ziel der Substitution muss also sein, ein Integral zu erhalten, welches ausschließlich von u abhängt. Da dies, wie im vorliegenden Fall, nicht so einfach ist, haben die Mathematiker für die verschiedensten Integraltypen Substitutionen gefunden und veröffentlicht. Diese wollen wir im Folgenden beschreiben:
Fall 1:
In der zu integrierenden Funktion tritt die Variable x in folgender Form auf: (a·x + b)
Substitution:
Beispiele:
Fall 2:
Der Integrand ist das Produkt einer Funktion und deren Ableitung:
Substitution:
Beispiele:
Zur Probe kann man auch wie folgt rechnen:
Fall 3:
Der Integrand ist der Quotient aus Ableitung einer Funktion und der Funktion selbst:
Substitution:
Beispiele:
Zur Probe kann man auch wie folgt rechnen:
Fall 4:
Der Integrand enthält eine Wurzel folgender Art:
Aus den Ableitungen der elementaren Funktionen wissen wir: (Band 1 /1/ Abschnitt 12.11)
Wenn wir nun Folgendes setzen:
unter die Wurzel ziehen: a
Wir können nun dx gleichsetzen:
Als Substitution verwenden wir: x = a · sinu und dx = a · cosu · du
Beispiele
Substitution: x = sinu und dx = cosu · du
Aus den Rechenregeln für die trigonometrischen Funktionen folgt: sin²a + cos² a = 1 ⇒ sin² a = 1 − cos²a (Band 1, Abschnitt 5.3.2)
Somit folgt:
Wir schreiben:
In der Integraltafel 19 (308) finden wir folgenden Eintrag:
Wenn wir dies einsetzen erhalten wir:
Aus den Rechenregeln für trigonometrische Funktionen gilt : sin(2 · a)= 2 · sina · cosa (Band 1, Abschnitt 5.3.7)
Nun können wir u wieder ersetzen (Rücksubstitution) und erhalten die Stammfunktion:
Substitution: x = 2 · sinu und dx = 2 · cosu · du
Aus den Rechenregeln für die trigonometrischen Funktionen folgt: sin² a + cos² a = 1 ⇒ sin² a = 1 − cos² a (Band 1, Abschnitt 5.3.2)
Somit folgt:
Wir schreiben:
In der Integraltafel 19 (308) finden wir folgenden Eintrag:
Wenn wir dies einsetzen erhalten wir:
Aus den Rechenregeln für trigonometrische Funktionen gilt : sin(2 · a) = 2 · sina · cosa (Band 1, Abschnitt 5.3.7)
Nun können wir u wieder ersetzen (Rücksubstitution) und erhalten die Stammfunktion:
Substitution: x = a · sinu und dx = a · cosu · du
Aus den Rechenregeln für die trigonometrischen Funktionen folgt: sin²a + cos² a = 1 ⇒ sin²a = 1 − cos²a (Band 1, Abschnitt 5.3.2)
Somit folgt:
Wir schreiben:
In der Integraltafel 19 (308) finden wir folgenden Eintrag:
Wenn wir dies einsetzen erhalten wir:
Mit den Rechenregeln für trigonometrische Funktionen gilt : sin(2 · a)= 2 · sina? cosa (Band 1, Abschnitt 5.3.7)
Nun können wir u wieder ersetzen (Rücksubstitution) und erhalten die Stammfunktion:
Fall 5:
Der Integrand enthält eine Wurzel folgender Art:
Aus den Ableitungen der elementaren Funktionen wissen wir: (Band 1 /1/ Abschnitt 12.11)
Wenn wir nun Folgendes setzen:
Wir substituieren:
unter die Wurzel ziehen: a
Wir können nun dx gleichsetzen:
Als Substitution verwenden wir: x = a · sinhu und dx = a · coshu · du
Beispiele:
Substitution: x = sinhu und dx = coshu · du
Wir erinnern uns an die Rechenregeln für die Hyperbelfunktionen: cosh²a − sinh²a = 1 (Band 1, Abschnitt 10.10)
Somit folgt:
Wir schreiben:
In der Integraltafel 27 (455) finden wir folgenden Eintrag:
Wenn wir dies einsetzen erhalten wir:
Aus den Rechenregeln für Hyperbelfunktionen gilt : sinh(2·a) = 2·sinha·cosha (Band 1, Abschnitt 10.10)
Nun können wir u wieder ersetzen (Rücksubstitution) und erhalten die Stammfunktion:
Substitution: x = a · sinhu und dx = a · coshu · du
Wir erinnern uns an die Rechenregeln für die Hyperbelfunktionen: cosh² a − sinh²a = 1 ⇒ sinh²a = cosh²a − 1 (vgl. Band 1, Abschnitt 10.10)
Somit folgt:
a² · sinh² u + a² = a² · (cosh² u − 1)+ a² = a² · cosh² u = x² + a²
Wir schreiben:
Nun können wir u wieder ersetzen (Rücksubstitution) und erhalten die Stammfunktion:
Fall 6:
Der Integrand enthält eine Wurzel folgender