Saadi
Saadi oder Sa'di (persisch سعدی, DMG Sa‘dī; * um 1210; † um 1292[1]), mit vollem Namen Abu Moḥammad Mošarref ad-Din Moṣleḥ bin ʿAbd-Allāh bin Mošarref Širāzi,[2] war ein herausragender persischer Dichter und Mystiker. Er ist insbesondere für seine beiden Werke Bustān und Golestān bekannt. Saadi stammte aus Schiras, wo er auch viele Jahre seines Lebens verbrachte. Bis heute vielbesucht ist sein dortiges Mausoleum.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Saadis Leben ist insgesamt nicht sehr gut bekannt. Nicht einmal die korrekte Form seines Namens ist mit Sicherheit zu rekonstruieren. „Saadi“ war ein Künstlername (Tachallus), den er sich unter Bezug auf einen der salghuridischen Herrscher von Schiras gegeben hat.
Für sein Geburtsjahr gibt es verschiedene Angaben. Es ist wahrscheinlich, dass er um 1210 geboren worden ist. Als junger Mann begab er sich nach Baghdad, wo er an der sehr anerkannten Nezamiyya, einer islamischen Hochschule (madrasa), studierte. Nach seiner Zeit in Baghdad begab sich Saadi auf ausgedehnte Reisen. Es gilt als sicher, dass er nach Syrien und Palästina, auch auf die Arabische Halbinsel und in den Irak reiste; ob er auch bis in den Osten Irans und nach Indien gekommen ist, gilt als zweifelhaft. Um 1257 kehrte er nach Schiras zurück. Dort verfasste er kurz nacheinander den Bustān (Duftgarten) und den Golestān (Rosengarten), die beiden Werke, für die er in der Nachwelt am bekanntesten ist. Vor allem im Iran erfreut sich insbesondere der Golestān bis heute sehr großer Beliebtheit und ist so bekannt, dass aus ihm in allen Lebenslagen zitiert wird.
Neben diesen beiden Hauptwerken hat Saadi auch lehrhafte Schriften sowie eine Sammlung von mit Versen durchsetzten Prosa-Erzählungen (meist „Dīwān“ genannt) verfasst. Saadis Œuvre lässt sich zum Teil dem Genre der Fürstenspiegel zuordnen, umfasst aber auch lustige und zum Teil anzüglich-derbe Episoden und Verse. Es lassen sich auch Einflüsse durch den Sufismus feststellen.
Manche seiner Schriften unterliegen wegen ihrer deftigen Ausdrucksweise bis heute der Zensur; so ist die Gesamtausgabe seiner Werke zwar in der Qadjarenzeit (19. Jh.) als Lithographie vollständig veröffentlicht worden, es gibt aber bis heute keine vollständige kritische Edition.
Saadi hat einen großen Einfluss auf die spätere persische Literatur ausgeübt, wurde aber auch außerhalb des Irans rezipiert. So wurde beispielsweise der osmanische Hofdichter Hayâlî in seiner Jugend stark von den Gedichten Saadis beeinflusst.
In Europa wurde Saadi erstmals durch André du Ryers französische Übersetzung des Golestan (1634) bekannt. Ins Deutsche wurde er u. a. 1846 durch Karl Heinrich Graf übersetzt.
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Bustan“ (persisch بوستان, DMG Būstān, ‚Der Duftgarten‘)
- „Golestān“ (persisch گلستان, DMG Golestān, ‚Der Rosengarten‘)
- „Persische und arabische Qasiden“ (von arabisch قصيدة, DMG Qaṣīda ‚Elegie‘)
- „Ghazaliat“ (arabisch غزليات, DMG Ġazaliyāt ‚lyrische Gedichte‘), das in vier Bände unterteilt ist
- „Tardschi'band“ (persisch ترجيع بند, DMG Tarǧī‘-band, ‚Refrain‘, Gedichte bestehend aus zwei reimenden Halbversen)
- „Qata'at“ (arabisch قطعات, DMG Qaṭa‘āt ‚Stücke [von Gedichten]‘)
- „Roba'iat“ (arabisch رباعيات, DMG Rubā‘iyāt ‚Vierzeiler‘)
- „Mofradat“ (arabisch مفردات, DMG Mufradāt ‚Einzelne Doppelverse‘)
- „Suknameh“ (persisch سوكنامه, DMG Sūknāme, ‚Trauergedicht‘)
- „Molamma'at wa mosallasat“ (von arabisch ملمعات ومثلثات, DMG Mulamma‘āt wa-muṯallaṯāt, zweisprachige arabisch-persische Gedichte)
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wenn einer in dem Volke töricht handelt,
So fällt Verachtung gleich auf groß und klein.
Oft kann ein einz’ger Ochse auf der Weide
Verderber einer ganzen Herde sein.[3]
Zuwider ist mir ganz der Freunde Umgang,
Die mir mein Schlechtes stets als Gutes zeigen,
Im Fehler nur Verdienst und Vorzug sehen,
Den Dorn als Jasmin und als Rose zeigen.
Weit lieber unverschämte freche Feinde,
Die mir ganz offen meine Fehler zeigen.[4]
Ein weiteres berühmtes Gedicht ist in der Halle des Gebäudes der Vereinten Nationen zu New York angebracht.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur, Werkausgaben und Übersetzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rudolf Gelpke: Hundertundeine Geschichte aus dem Rosengarten. Ein Brevier orientalischer Lebenskunst. Piper, München/Zürich 2004, ISBN 3-492-24334-7.
- Hans Bethge: Saʿdi der Weise. Die Lieder und Sprüche des Saʿdi. Hrsg.: Regina Berlinghof (= Nachdichtungen orientalischer Lyrik. Band 12). Yinyang-Media-Verlag, Kelkheim 2001, ISBN 3-9806799-6-9.
- Saʿdi: Der Rosengarten. Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig/Weimar 1982.
- Friedrich Rückert: Saadi’s Bostan. Biblio-Verlag, Osnabrück 1990, ISBN 3-7648-0592-7 (Zuvor hrsg. von Wilhelm Pertsch. Leipzig 1882.).
- Friedrich Rückert: Aus dem Diwan. Hrsg.: Annemarie Schimmel. Reclam, Stuttgart 1981, ISBN 3-15-007944-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Biografie, Gedichte und Bilder von und über Saadi
- Literatur von und über Saadi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Saadi bei Zeno.org.
- Werke von Saadi im Projekt Gutenberg-DE
- Einzelne Gedichte Saadis ( vom 22. März 2008 im Internet Archive), Übersetzung von Friedrich Rückert
- Gedichte Saadis
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Saʿdī. In: Encyclopædia Iranica
- ↑ persisch ابو محمّد مُشرف الدين مُصلح بن عبدالله بن مشرّف سعدى شيرازى, auch nur persisch مصلح الدين سعدى, DMG Moṣleḥ ad-Dīn-e Sa‘dī mit dem Ehrentitel Šaiḫ.
- ↑ Von den Gesinnungen der Derwische
- ↑ Von den Vorteilen des Stillschweigens
Personendaten | |
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NAME | Saadi |
ALTERNATIVNAMEN | Sa'adi; Moscharraf od-Din Abdullah; سعدی (persisch) |
KURZBESCHREIBUNG | persischer Dichter und Mystiker |
GEBURTSDATUM | um 1190 |
GEBURTSORT | Schiras |
STERBEDATUM | 1283 oder 1291 |
STERBEORT | Schiras |