Schweinfurter Stadtbefestigung und Ringanlagen
Die Stadtmauer der Reichsstadt Schweinfurt wurde 1258 erstmals urkundlich erwähnt. Sie ist insbesondere im Osten, entlang des Tals des Marienbachs und im Westen, am Châteaudun-Park, noch relativ gut erhalten. Im 17. Jahrhundert wurden Schanzen im Vorfeld der Stadtmauer errichtet. Dadurch verlor die mittelalterliche Stadtmauer ihre eigentliche Aufgabe und war nur noch eine zweite Verteidigungslinie hinter den großen Anlagen der Neuzeit.[1]
Der Abruch aller Stadttore im 19. Jahrhundert sowie weiterer Mauertürme wird in neuerer Zeit als Fehler angesehen. Seit den 1970er Jahren setzte ein Umdenken ein. Stadtmauerabschnitte und Türme wurden restauriert.[2]
Im Bereich der Stadtmauer und der Schanzen befindet sich heute, mit zwei Unterbrechungen, ein Ring mit Grünanlagen und Parks, in dem im Laufe der Zeit einige große Villen und öffentliche Gebäude errichtet wurden. Dieser Artikel befasst sich mit dem historischen Urzustand und den nachfolgenden Entwicklungen des Ringareals um die Schweinfurter Altstadt.
Die Stadtbefestigung hat die Form eines Quadrats, mit einer Seitenlänge, einschließlich Schanzen, von ca. 750 Metern; die Westflanke ist etwas kürzer.
Das Quadrat liegt nicht genau parallel zu den vier Himmelsrichtungen, wurde aber auf historischen Plänen parallel zum Kartenrahmen dargestellt (siehe Merianschen Plan, vgl. Windrose auf Maininsel). Auch in heutigen Veröffentlichungen zur Altstadt wird die Abweichung vernachlässigt und das Quadrat so beschrieben als läge es parallel zu den vier Himmelsrichtungen (Main im Süden), was hier übernomen wurde.
Überblick
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stadtmauer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Frühgeschichte der Schweinfurter Stadtmauern liegt im Dunkeln. Ob es in der ersten, einen halben Kilometer mainaufwärts gelegenen, frühmittelalterlichen Schweinfurter Siedlung Altstadt bereits eine Stadtmauer gab bleibt unklar. Reichsvogt Paul Rosa berichtete von dortigen Stadtmauern (siehe: Suuinfurtero marcu, Dorf oder Stadt?).
In der im 12. Jahrhundert angelegten heutigen Altstadt wurde St. Johannis (siehe rechter Merianscher Plan von 1656, Kirche nördlich des Markts) ursprünglich höchstwahrscheinlich als Kirchenburg zum nördlichen Schutz des neuen Schweinfurts erbaut (siehe: St. Johannis, Baugeschichte). Genauso wie die spätere (zweite) Reichsburg Schweinfurts am südöstlichen Ende der heutigen Altstadt, die Hennebergische Reichsburg im Zürch (Lage Stadtviertel: siehe rechter Plan).
Infolge der Stadterweiterung ab 1437 wurde die Stadtbefestigung vergrößert und ausgebaut (siehe: Altstadt, Stadterweiterung im 15. Jahrhundert). Im Zweiten Stadtverderben (1554) wurden Stadt und Befestigungsanlagen weitgehend zerstört. Beim Neuaufbau der Stadt wurde auch die Stadtbefestigung bis 1560 wieder neu errichtet. In diesem Zusammenhang wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der östliche Wall (heute: Am Unteren- und Am Oberen Wall) deutlich erhöht, da man die Ostseite als gefährlichste Angriffsseite ansah, da dort vom Kiliansberg ein Beschuss der Stadt leicht möglich war (siehe rechter Plan). Deshalb wurde dort auch das Mühltor 1564 in massiverer Form wieder aufgebaut (siehe rechter Plan, Buchstabe M).[3]
Der Heimatforscher Anton Oeller (1882–1964) erstellte eine Skizze der Reichstadt Schweinfurt auf dem baulichen Stand des Merianischen Plans.[4] Oeller skizzierte und zählte 39 Stadtmauertürme (einschließlich der Türme der Stadttore und der Mainbrücke), 31 mit Nennung der Namen, z. T. mit Alternativnamen.[4]
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadtmauer teilweise zerstört.
Stadttore
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die fünf Schweinfurter Stadttore wurden alle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgerissen. An der alten Mainbrücke lag das Brückentor als südlicher Stadteingang (siehe rechter Plan, Buchstabe B). Danach folgten (gegen den Uhrzeigersinn) Mühltor (M), Obertor (O), Spitaltor (S) und Fischertor (F) als Sonderzugang der Fischer des Fischerrains. Insgesamt, mit inneren und äußeren Toren, entstanden im Laufe der Zeit neun Stadttore: Brückentor, Mühltor, Inneres und Äußeres Obertor, Inneres-, Mittleres- und Äußeres Spitaltor, Fischertor und später noch das Neutor (N). Dazu kamen kleine Vor- und Nebentore, wie das Zwingertor und das Gerberstieglein am Brückentor.
Schanzen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während des Dreißigjährigen Krieges, den die Stadt nahezu unbeschadet überstand, hielt 1647/48 der Generalfeldmarschall der schwedischen Armee Karl Gustav Wrangel die Stadt besetzt. Er ließ die veraltete, mittelalterliche Stadtmauer zu einer neuzeitlichen Befestigungsanlage ausbauen. Ein Ring mit Schanzen wurde vor der Stadtmauer angelegt. Wrangel hatte sein Hauptquartier am Roßmarkt. Im Nordosten sind die Schanzen noch teilweise erhalten. Auf dem Merianschen Plan sind, einschließlich der Maininsel Bleichrasen, zwölf neuzeitliche Schanzen mit vorgelagerter Glacis eingezeichnet. Oeller nannte auf seiner Skizze zu allen Schanzen die Namen und z. T. Alternativnamen, mit Ausnahme der mittleren Schanze des Nordwalls (Nr. 6).[4]
Aufbau der ausgebauten Stadtbefestigung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach ihrem Ausbau im 17. Jahrhundert besaß die Schweinfurter Stadtbefestigung im Osten einen sechsteiligen Aufbau. Von innen nach außen mit: Stadtmauer, Wassergraben, Schanzen, zweiten Wassergraben, Kontergarde (mit gedeckten Weg) und Glacis. Am Nord- und Westwall gab es keine natürlichen Hindernisse (wie Marienbachtal und Main). Hier wurde ein achtteiliger Aufbau geschaffen (zusätzliche Mauer und Wassergraben) mit insgesamt drei Wassergräben. Die Schanzen wurden durch Kurtinen (nicht zu verwechseln mit der hinteren, mittelalterlichen Stadtmauer) verbunden. Die neue Befestigungsanlage wurde durch kurze, querlaufende Wassergräben in einzelne, vollständig vom Wasser umgebene Abschnitte (Inseln) aufgeteilt. So konnte der Feind die Anlage nur etappenweise erobern. Die mittelalterliche Reichsstadt war zu einer neuzeitlichen Festungsstadt ausgebaut worden.
Die nachfolgende Auflistung der Stadtbefestigungs-Abschnitte, einschließlich ihrer heutigen Grünanlagen und Parks, beginnt im Osten, am ältesten Stadtviertel Zürch und erfolgt gegen den Uhrzeigersinn (entsprechend der Schanzen-Nummerierung auf dem Merianschen Plan).
Ostwall
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unterer Wall/Mühltorschanze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der hier erhaltenen Stadtmauer vor dem Altstadtquartier Zürch, einem ehemaligen Burgenviertel, liegen zwei Pulvertürme. Zwischen Stadtmauer und Marienbach befanden sich zwei Schanzen mit vorgelagerten Wassergräben. Die Obere Mainschanze, auch Ziegelhüttenschanze genannt[4] (siehe oberer Merianischer Plan, Nr. 1) lag vor der südöstlichen Ecke der Stadtmauer, unweit des Mains. Nördlich folte die Mühltorschanze, vor dem Mühltor (Nr. 2).
Das Areal am Unterer Wall war danach, bis ins 20. Jahrhundert, locker und ungeordnet bebaut, im Norden mit einem Straßenbahndepot und zuletzt den Ringgaragen. Heute befindet sich hier eine Grünanlage, mit einer Platanenallee als Bindeglied zur nördlich gelegenen Grünanlage am Oberen Wall. Über den südlichen Pulverturm gelangt man über Treppen auf den Wall und in den Zürch. In der Grünanlage am Unteren Wall findet jährlich die Altstadt-Kirchweih statt (siehe: Schweinfurt, Kirchweihen).
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Unterer Marienbach 1930?
Spedition Dellinger und St. Salvator -
Unterer Wall 2008.
Blick Richtung Main, mit zwei Pulvertürmen und Stadtgraben -
Mühltor vor 1876.
Blick über äußeren Wassergraben, Mühltorschanze (Nr. 2) und Tor vor inneren Wassergraben auf Mühltorturm (M)
Oberer Wall/Philosophengang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadtmauer am Oberen Wall geht auf die erste, bis 1437 errichtete Mauer zurück; da die Altstadt wegen des Tals des Marienbachs in östlicher Richtung nicht weiter wachsen konnte.
Archäologische Ausgrabungen und der Meriansche Plan weisen auf eine zweite, vorgesetzte Mauer hin, wodurch ein Zwinger entstand. Diese Mauer aus der frühen Neuzeit lag auf halber Höhe des Abhangs (siehe unteres linkes Bild) unterhalb der mittelalterlichen Mauer. Spätestens in diesem Zusammenhang entstand vermutlich der rechteckige Weiße Turm (siehe unteres linkes Bild), auf den die zweite Mauer stumpf zulief. Ein unterirdischer Gang führt von der Krummen Gasse zum Weißen Turm.[1] Am Oberen Wall befand sich die Hauptwache (siehe Merianscher Plan, Buchstabe H).
Entlang des Oberen Walls zieht sich heute eine Grünanlage. Sie folgt dem Philosophengang, vorbei an einem Teich und dem Haus Marienthal. Sie endet schließlich an der östlichen Obertorschanze, auch Hohes Eck oder Wirsingschanze genannt (Nr. 4).[4]
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Stadtmauer am Oberen Wall. Im Hintergrund Reste des rechteckigen Weißen Turms
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Grünanlage am Philosophengang, mit Teich
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Östl. Obertorschanze (Nr. 4)
mit Wappen und Gedenkstein von Karl Gustav Wrangel -
Informationstafel zur Schanze und zu Wrangel (bitte vergrößern)
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Panoramablick vom Weißen Turm auf den Oberen Wall im Jahre 2008
Nordwall
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stadterweiterung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im 15. Jahrhundert wurde die Stadt nach Norden und Westen erweitert (siehe: Altstadt, Stadterweiterung im 15. Jahrhundert). 1446 wurde die nördliche Stadtmauer und das Obertor vom (inneren) Graben (heutiger Straßenname) nach Norden verlegt.
Östliche Obertorschanze/Motherwellpark
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der Nordostecke der Stadtmauer steht an ihrer höchsten Stelle der Samtturm, einst auch Arrestturm. Der Rundturm mit Haube wurde 1561 wiederhergestellt oder neu errichtet. Der Name wurde infolge einer sprachlichen Ungenauigkeit aus dem Französischen „le sommet“, für Gipfel, abgeleitet.[5]
Nördlich vom Samtturm liegt die östliche Obertorschanze (siehe: Oberer Wall/Philosophengang). Die Mauern der Schanze blieben erhalten, wurden in den 1980er Jahren saniert und stehen unter Denkmalschutz. Damals wurde auf der Schanze der Motherwellpark angelegt, benannt nach der schottischen Partnerstadt Schweinfurts Motherwell.
Westliche Obertorschanze/Fichtelsgarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Park liegt westlich des einstigen Obertors, auf der westlichen Obertorschanze, auch Hohe Schanze oder später Fichtelsschanze genannt (siehe Merianscher Plan, Nr. 5). Ein Tor in der Stadtmauer verbindet den Fichtelsgarten mit der Neuen Gasse (Bild siehe: Kornmarkt, Bauerngasse).
Für den Fichtelsgarten machte Mies van der Rohe 1964 einen nicht umgesetzten Entwurf. Auf der Schanze, mit einer großen Freitreppe, sollte das Museum Georg Schäfer errichtet werden (siehe: Museum Georg Schäfer, Geschichte). Der Entwurf wurde später als Neuen Nationalgalerie in Berlin realisiert.
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Obertorschanzen.
Bayerisches Urkataster
(1808–1864) -
Östliche Obertorschanze (Nr. 4).
Motherwell-Park mit Steinkreis -
Westl. Obertorschanze (Nr. 5).
Fichtelsgarten
Sattlervilla
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Haus unmittelbar links des einstigen Obertors (Kornmarkt 17) stammt vermutlich aus den 1850er Jahren. Es war das alte Wohnhaus der Familie Fichtel und wurde 1915 zur sogenannten Sattlervilla im neubarocken Stil umgebaut. Hedwig Fichtel-Graetz beauftragte dazu den Architekten Carl Sattler, der u. a. Schloss Elmau plante und an der Technischen Hochschule Dresden beim Erbauer des Reichstagsgebäudes Paul Wallot studierte.[6] (Siehe: Kornmarkt Bildergalerie)
Fichtelsvilla
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Fichtelsvilla (Kornmarkt 19) lag auf der westlichen Obertorschanze. Die mondäne Villa ließ sich Hedwig Fichtel-Graetz erbauen. Sie wurde ebenfalls von Carl Sattler geplant und 1915 fertiggestellt. In die Schanzenanlage aus dem 17. Jahrhundert musste die Villa mit dem dazugehörigen Park eingefügt werden. Die Erschließung der Schanze mit Wegen in der bereits vorhandenen Grünanlage wurde im Prinzip beibehalten. Das Oval wurde lediglich zu einer runden Anlage umgestaltet, um im Norden Platz für die Villa zu schaffen, was aus dem Bayerischen Urkataster (oben rechts) und dem Lageplan der Fichtelsvilla (unten) hervorgeht.
Die Villa wurde an der höchsten Stelle errichtet, einer Bastion, wodurch sich der schlossähnliche Grundriss mit einem zweigeschossigen Mittelgebäude und zwei schräg gestellten, eingeschossigen Flügelbauten ergab. Die Villa besaß englischen Einfluss, während die hohen Mansardedächer sich am fränkischen Barock orientierten. Die Auffahrt zur Villa führte über den einstigen Geschützstand im Südosten der Bastion. Zudem besaß die Villa eine untere Vorfahrt. Hier hatte Sattler einen herrschaftlichen Garten mit Springbrunnen und Grotte angelegt. Von hier führte eine geschwungene, zweiarmige Freitreppe zur oberen Vorfahrt und dem Haupteingang, wo man über eine Diele den Festsaal betrat, ein mit Gobelins geschmückter Musiksaal. Ihm war nach Nordwesten (Abendsonne) eine Terrasse mit Freitreppe vorgelagert. Die Fichtelsvilla besaß den ersten Personenaufzug im Raum Schweinfurt.[6][7]
Villa und Park wurden beim Einmarsch der Amerikaner in die Stadt am 10. April 1945, dem vorletzten Kriegstag in Schweinfurt, fast völlig zerstört. Es wird vermutet, dass die Amerikaner annahmen, der Feind hätte sich hier versteckt. Lediglich Vorfahrt und Treppenaufgang zur Villa blieben erhalten.[7]
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Lageplan der Villa in der westlichen Obertorschanze (Nordwesten ist oben)
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Villa (Nordwestseite) mit Terrasse (vor dem Festsaal) und Freitreppe
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Festsaal
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Fichtelsgarten mit Treppenaufgang und unterer Vorfahrt als Überrest der Villa (Südostseite)
Neue Gasse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Zuge der Stadterweiterung wurde entlang der neuen Stadtmauer die Neue Gasse angelegt.[8] Bei den Häusern an der Nordseite der Gasse ist an der Rückseite die Stadtmauer noch teilweise erhalten und als Außenmauer in die Häuser integriert. Auf dem Grundstück Neue Gasse 11 (Baulücke) steht der gut erhaltene Wartturm, auch Henkersturm genannt.[4]
Westwall
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Höpperle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadtmauer im Westen entstand, wie im Norden, im Zuge der Stadterweiterung im 15. Jahrhundert (siehe: Stadterweiterung). Das Höpperle (Schweinfurterisch: kleiner Hügel) ist eine kleine Anhöhe westlich des einstigen Neutors; im weiteren Sinn wird damit der gesamte Abschnitt der Stadtmauer vom Neutor bis zum Gefängnis bezeichnet. Dieser Abschnitt bestand aus zwei Mauern, zwischen denen zur Erhöhung der Standfestigkeit Erde aufgeschüttet war. Auf der Aufschüttung verlief der sogenannte Höpperlesweg.[9]
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Urkataster 19. Jahrhundert. Stadtbefestigung im Bereich Höpperle und Christina-Schanze (Nr. 7).
Weiße Schrift: Auf Urkataster eingezeichnet. Schwarz-gelbe Schrift: Heutiger Bestand -
.Höpperle im Winter.
Neutor (Abbruch 1871), Stadtmauer mit Wehrgang und Schweinehirtenturm. Links Giebel Lebküchnerhaus. (Abstand Neutor–Schweinehirtenturm zu kurz dargestellt) -
Stadtgraben-Steg (Abbruch 1871). Links Neutor, rechts Schadsche Schanze mit Wirtshaus
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Stadtmauer am Höpperle 2016.
Rechts oben Konsolen die den Wehrgang trugen
Neutor
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einem ca. 1564 erbauten Schalenturm der Stadtmauer wurde später durch einen Durchbruch ein kleines Tor geschaffen, das Neutor. Davor wurde eine Brücke über den hier breiten und tiefen Stadtgraben errichtet. Später wurde die Brücke durch einen hölzernen Fußgängersteg ersetzt, der zusammen mit dem Torturm auf dem Katasterplan von 1864 noch eingezeichnet ist (siehe: Innenstadt, Nordwesten). Der Katasterplan von 1868 (siehe: Innenstadt, Neutorvorstadt) zeigt bereits den heutigen Zustand ohne Steg, mit abgebrochenem Torturm und aufgefülltem Stadtgraben. Demnach wurde das Neutor zwischen 1864 und 1868 abgerissen, nach anderen Quellen erst 1871.[10][9]
Der Name Neutorstraße ist erstmals auf dem Stadtplan von 1885 beim Anwesen Neutorstraße 2 als Neuthor zu finden, einem Zollhäuschen Ecke Neue Gasse.[10]
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Zugemauerte Reste des Neutors 1910. (vgl. mit mittleren Foto in der oberen Galerie)
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Reste des Neutors 1934.
Torreste und Wappen der Königin Christina von Schweden (bitte Bild vergrößern) fielen 1961 der Straßenverbreiterung der Neutorstraße zum Opfer -
Verkürzte Stadtmauer ohne Reste des Neutors 2014. Links Neue Hadergasse, ein Großprojekt das im Bogen der Stadtmauer folgt
Schweinehirtenturm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Höpperle liegt der Schweinehirtenturm (auch: Höpperlesturm oder Wohnturm). Er wurde 1564 erbaut und war bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bewohnt.[9] Auf Initiative von Peter Hofmann (SPD-Stadtrat und Herausgeber von schweinfurtführer.de) wurde er 2016 wieder aufgebaut.
Christina-Schanze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nordwestlich des Neutors lag vor der Stadtmauer die Christina-Schanze (auch: Christinenschanze; siehe Merianscher Plan, Nr. 7), benannt nach der Königin Christina von Schweden die 1632 bis 1654 regierte. Der schwedische Generalfeldmarschall Carl Gustaf Wrangel hatte in Schweinfurt 1647/48 sein Hauptquartier und baute die Stadtmauer in eine moderne Befestigungsanlage mit vorgelagerten Schanzen aus. Später wurde sie im Volksmund Schadsche Schanze (auch: Schads-Schanze) genannt, nach dem Besitzer Michael Schad einer beliebten Gartenwirtschaft auf der Schanze.[9] Die Schanze wurde für den Neubau des 1966 eröffneten Stadttheaters abgetragen.
Châteaudun-Park
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Areal der einstigen Christina-Schanze und des Stadtgrabens vor dem Höpperle liegt heute der Châteaudun-Park, benannt nach der französischen Partnerstadt Châteaudun und das Stadttheater.
Naturheilschanze/Kunsthalle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Wassergraben vom Spitalsee führte zur Naturheilschanze (Nr. 8), speiste den Graben vor der Schanze, floss als äußerer Wassergraben vor der Stadtbefestigung weiter, bis er schließlich im Main mündete. Ein Teil der Naturheilschanze wurde beim Umbau des Ernst-Sachs-Bades zur Kunsthalle freigelegt.
Spitalbastei/Horten-Areal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am einstigen Spitaltor, an der Abfahrt zur Tiefgarage des einstigen Horten-Areals, sind Teile der Spitalbastei (Merianscher Plan, s) erhalten, die zum größten Teil dem Straßenbau um Opfer fiel.[2]
Im Grüngürtel nordwestlich der Bastei, am Jägersbrunnen, lag die Barthels-Villa, eine Ruine aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Stadtrat genehmigte 1963 in geheimer Sitzung das Baugesuch der Helmut Horten GmbH (zuletzt bis 2024 Galeria Kaufhof) „die auf dem Gelände der ehemaligen Barthels Villa ein Kaufhaus bauen will.“[11] Das ursprünglich mit Erdgeschoss und drei Obergeschossen geplante Warenhaus lehnte der Stadtrat ab, da „städtebaulich untragbar“.[2] Das Kaufhaus wurde deshalb mit Erdgeschoss und nur zwei Obergeschossen errichtet, ein Verkaufsgeschoss wurde vergrößert und unter die Erde gelegt.
Vor Baubeginn des Warenhauses wurde ein Abschnitt der Stadtmauer mit dem Hirtenturm,[4] der nicht unter Denkmalschutz stand, abgebrochen. Er befand sich auf dem Nachbargrundstück des Horten-Areals, das C & A erwarb. Der Abbruch des Schalenturms wurde damals wie heute kritisiert. Damals stellte sich heraus, dass der Turm im oberen Bereich, mit Zinnenbekrönung, eine Nachbildung aus dem 19. Jahrhundert in zu jener Zeit üblichen historisierenden Weise ist. Was im Widerspruch zu den Grundsätzen des modernen Denkmalschutzes steht und bereits um 1900 von Georg Dehio verurteilt wurde. Auf dem Merianschen Plan besaß der Turm keine Zinnenbekrönung, sondern ein Kegeldach (siehe Planausschnitt).
Untere Mainschanze (Meisenkasten)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über die Bastion, die frühestens im Zuge der Stadterweiterung im 15. Jahrhundert entstanden sein kann (siehe: Stadterweiterung) ist wenig bekannt. Die Untere Mainschanze (u) reichte von der Stadtmauer bis zum Main. Bei Oeller wird sie alternativ auch als Meisenkasten oder Schwalbenschwanz bezeichnet. Sie lag nach dem Merianschen Plan am Ende des Wassergrabens des Westwalls und bildete ein Stauwehr zum Main. Sie hatte eine dreieckige Form, an ihrer südlichen Spitze lag der Mainturm, als Endpunkt der Glacis. Heute befindet sich an ihrer Stelle der südöstliche Bereich der Parkanlage Alter Friedhof.
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Merianplan von 1556, südwestl. Ausschnitt.
Rote Schrift: Auf Plan eingezeichnet. Schwarz-gelbe Schrift: Heutiger Bestand -
Justizgebäude und Grüngürtel vor 1945.
Barthels-Villa (links), Hirtenturm (schräg rechts dahinter) und Spitalbastei (rechts oben, bitte Bild vergrößern) -
Spitalbastei (s) am ehem. Spitaltor (S)
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Hirtenturm vor 1945.
Abbruch 1963. Dahinter Heilig-Geist-Kirche. Häuschen auf Mauer auf Luftbild erkennbar -
Obere Teil des Turms mit Zinnenbekrönung aus neuerer Zeit (bei Bild-Vergrößerung gut erkennbar)
Mainufer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fischerrain/Gutermann-Promenade
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anstelle der einstigen Stadtmauer entlang des Mains, mit Fischertor, verläuft seit 1854 eine Bahnlinie. Dahinter liegt das alte Quartier Fischerrain, eine einstige Fischersiedlung. Im Westen, am Alten Friedhof, wurde ein Wehrturm der Main-Stadtmauer wiederentdeckt, der sogenannte Jungfernkuss, der die Südwestecke der Stadtmauer markiert.
Zwischen Bahn und Kaimauer des Mainhauptarms, mit Anlegestellen für Sportboote und Personenschifffahrt, liegt eine Grünanlage und die Gutermann-Promenade. Diese führt an (Industrie)Denkmälern, Spinnmühle, altem E-Werk und Kulturzentrum Disharmonie mit Terrassen-Café vorbei. Am Westende der Grünanlanlage, unweit des Spitaltors, liegen Laufwasserkraftwerk Schweinfurt und DB-Haltepunkt Schweinfurt Mitte.
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Fischerrain. Stadtmauer mit Fischertor (F) im Jahre 1853
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Der sogenannte Jungfernkuss, ein 2007 entdeckter Wehrturm
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Gutermann-Promenade am Mainkai im Nebel, mit Betonkopf
Mainbastion (Gerberstieglein-Schanze)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der Südostecke der Stadtbefestigung, an der Mündung des Marienbachs in den Main, liegt eine Mainbastion (m). In Oellers Skizze wird sie als Gerberstieglein-Schanze bezeichnet.[4] Es ist die zweite Bastion, die von der Stadtmauer bis zum Main reichte, neben der Bastion an der Südwestecke der Stadtbefestigung (siehe: Untere Mainschanze (Meisenkasten)).
Auf der Bastion befand sich ein Wohnhaus das 2011 abgebrochen wurde. Ein Teil der alten Stadtmauer und ein Gewölbekeller wurden dabei freigelegt, mit der Jahreszahl 1589 über einem Eingangsbogen am Main. Mauerreste die ins Mittelalter zurück reichen müssen wurden gefunden und Keramik des 14. und 15. Jahrhunderts. Der gewölbte Kellerraum mit Ein- und Ausgang ist typisch für eine Kasemattenanlage.[12]
Später wurde dieses Anwesen (Am Unteren Marienbach 14) von Otto Rabe als Gastwirtschaft genutzt.[12] Seit 2014 befindet sich auf der Mainbastion der Stadtstrand Schweinfurt.
Hier, an der Südostecke der Altstadt, beginnt der Untere Wall. Damit schließt sich in dieser Auflistung der Kreis der nördlich des Mains gelegenen Stadtbefestigung.
Maininsel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Maxbrücke führte zum südmainischen Brückenkopf der Stadt auf der Maininsel Bleichrasen. Die Insel war in reichsstädtischer Zeit eine unbewohnte, militärische Anlage. Der südliche Brückenzugang wurde durch eine Lünette vor Feinden geschützt, bei Oeller als Innere- oder Untere Maintorschanze bezeichnet.[4] Südwestlich davor lagen zwei Brückenschanzen (siehe Merianscher Plan, Nr. 11 und 12), bei Oeller werden beide Schanzen als Äußere Maintorschanze zusammengefasst.[4] Innerhalb des befestigten Bereichs befand sich der Bleichrasen.
Später wurden in die Anlage zwei Hafenbecken integriert. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen weitere Nutzungen hinzu. Schließlich wurden die Befestigungsanlagen komplett abgebrochen und es entstand Raum für völlig anderen Nutzungen, bis auf den heutigen Tag.
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M. Merian: Schweinfurt 1648.
Vorne Brücke über Saumain (anstelle heutiger Marienbrücke), dahinter Brückenkopf mit zwei Schanzen (Nr. 11 und 12), Lünette und Staubbrücke über den Main-Hauptarm -
Katasterplan von 1833 mit östlicher Schanze und Hafen
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Katasterplan von 1868 mit weiteren Nutzungen:
1 Werft, 2 Pulvertürme, 3 Turnplatz, 4 Städtische Bauhütte,
5 Schießhaus, 6 Schleuse, 7 Schanze
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste der Baudenkmäler in Schweinfurt
- Liste der Bodendenkmäler in Schweinfurt
- Denkmäler und Brunnen in Schweinfurt
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Frank Feuerhahn: Die archäologischen Untersuchungen am „Oberen Wall“ – ein Beitrag zur Entwicklung der Stadtbefestigung von Schweinfurt. In: Schweinfurter Mainleite, hrsg. vom Historischen Verein Schweinfurt. In: schweinfurtfuehrer.de/Archäologie/Ausgrabungen am Oberen Wall. Abgerufen am 24. November 2024.
- ↑ a b c mainpost.de: Schweinfurter Geheimnisse: Die Bastei und ihre uralte Geschichte, 15. März 2022. Abgerufen am 22. November 2024.
- ↑ Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de
- ↑ a b c d e f g h i j Anton Oeller (1882–1964): Skizze der Reichsstadt Schweinfurt. In: schweinfurtfuehrer.de/Sehenswertes/Stadtmauer. Abgerufen am 30. November 2024.
- ↑ schweinfurt.de/Kultur/Sehenswürdigkeiten/Samtturm. Abgerufen am 24. November 2024.
- ↑ a b Die Fichtelsvilla und Kornmarkt 17. Eine Dokumentation. In: schweinfurtfuehrer.de/Alte Stadtansichten und Infos/Fichtelsgarten am Obertor. pdf (Download). Abgerufen am 23. Oktober 2024.
- ↑ a b Main-Post.de: Schweinfurter Geheimnisse: Gesellschaftlicher Glanz in der Fichtelsvilla, 7. September 2023. Abgerufen am 29. Oktober 2024.
- ↑ Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de/Alte Stadtansichten und Infos/Neue Gasse. Abgerufen am 24. November 2024.
- ↑ a b c d Andreas Hedler: Das Höpperle zu Schweinfurt. Ein Versuch ein wenig Klarheit zu erringen (PDF). In: schweinfurtfuehrer.de/Alte Stadtansichten und Infos/Stadtmauer spezial - Das Höpperle
- ↑ a b Peter Hofmann: schweinfurtfuehrer.de/Alte Stadtansichten und Infos/Neutorstraße. Abgerufen am 13. November 2024.
- ↑ Bericht Schweinfurter Tagblatt vom 4. Oktober 1963
- ↑ a b mainpost.de: Mittelalterliche Mauern unter der Bastion, 21. März 2011. Abgerufen am 3. Dezember 2024.