Theater der Stadt Schweinfurt
Theater der Stadt Schweinfurt | |
Lage | |
Adresse: | Roßbrunnstraße 2 |
Stadt: | Schweinfurt |
Koordinaten: | 50° 2′ 44″ N, 10° 13′ 37″ O |
Architektur und Geschichte | |
Eröffnet: | 1858, wiedereröffnet 1966 |
Zuschauer: | 750 Plätze |
Architekt: | Erich Schelling |
Internetpräsenz: | |
Website: | Theater der Stadt Schweinfurt |
Das Theater der Stadt Schweinfurt wird als Bespieltheater ohne eigenes Ensemble in Schweinfurt betrieben. Es gehört zu den führenden Gastspielhäusern im deutschsprachigen Raum, insbesondere in den Sparten Musik und Tanz. In jeder Spielzeit stehen etwa 150 Aufführungen mit Künstlern aus dem In- und Ausland auf dem Programm.[1]
Das 1966 fertiggestellte Theater steht unter Denkmalschutz.[2] Die einzelnen Aufführungen finden entweder im großen Theatersaal mit Haupt- und Nebenbühne statt, mit 750 Sitzplätzen im Sprechtheater, bzw. 695 Plätzen im Musiktheater oder im Oberen Foyer mit 200 Plätzen. Zudem kann in der Hauptbühne ein Studiotheater mit 155 Plätzen eingerichtet werden. Die drei Spielstätten werden im Schnitt von mehr als 80.000 Menschen jährlich besucht, darunter befinden sich seit vielen Jahren konstant 6.600 Abonnenten. Publikum kommt auch aus den umliegenden Metropolregionen.[3][4]
Das Theater ist die zweite Heimat der Bamberger Symphoniker – Bayerische Staatsphilharmonie, die im März 2019 hier ihr 500. Konzert geben.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Theater liegt an der Nahtstelle zwischen der Schweinfurter Altstadt, in diesem Bereich heute vorwiegend ein modernes Citygebiet und den Vierteln aus der Gründerzeit. Das Gebäude liegt nahe an der Stadtmauer, in den westlichen Wallanlagen, im Châteaudun-Park, unweit der Kunsthalle.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das erste durch zeitgenössische Aufzeichnungen bezeugte Theaterstück "Komödie vom jüngsten Gericht" führte Lateinschullehrer Jodokus Vollkopf auf dem Tanzboden des Rathauses am Marktplatz im Jahr 1572 auf.[5]
Ein erster Theaterbau (ehemaliges Bethaus der Freien Christlichen Gemeinde) befand sich in der westlichen Schweinfurter Innenstadt am Schillerplatz und wurde als solcher ab 1858/59 bis zu seiner Zerstörung durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg genutzt.[5]
1951 eröffnete man an der Friedrich-Ebert-Straße die Stadthalle, in der ab 1952 auch ca. 130 Theateraufführungen pro Jahr stattfanden.[5]
1959 legte der Karlsruher Architekt Erich Schelling für den Ort des heutigen Theaters Pläne für ein Museum für die Sammlung Georg Schäfer vor,[6] das später als Museum Georg Schäfer an anderer Stelle errichtet wurde. Nachdem die Stadt Schweinfurt für den Theaterstandort die Pläne für das Museum nicht weiter verfolgte, fasste sie 1961 den Beschluss, hier ein neues Theater zu errichten. Schelling entwarf einen kühnen, modernen Theaterbau.[6] Als Innenarchitektin betätigte sich seine Frau Trude Schelling-Karrer.[7] Ihre Glaskompositionen dienen gleichzeitig der Akustik und Gestaltung.
Während der Planungs- und Bauzeit gab es auch Überlegungen, ein eigenes Ensemble zu gründen, wovon man wieder abrückte.
Am 1. Dezember 1966 wurde das Theater mit Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“ eröffnet. Mitwirkende waren die Bayerische Staatsoper und Rudolf Hartmann, der die Regie führte.[8]
Gebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]50 Jahre nach Eröffnung wurde das Theater 2016 als Einzeldenkmal unter Denkmalschutz gestellt,[9] als herausragendes Beispiel eines Theaterbaus der deutschen Nachkriegsmoderne. Das Gebäude besitzt einen fünfeckigen Grundriss. Der umbaute Raum beträgt über 50.000 Kubikmeter. Die technische Ausstattung der Vollbühne erlaubt Gastspiele fast jeder Größenordnung. Das variable Bühnenportal ist bis zu 12 m breit und bis zu 7 m hoch.
Die Außenfassaden wurden nicht, wie ursprünglich vorgesehen, mit weißem Marmor verkleidet; dieser blieb im Mix mit grauem und schwarzem Marmor dem Fußboden im Eingangsbereich und dem dazugehörigen Treppenaufgang vorbehalten. Stattdessen verwendete man weißen Putz, der die Linienführung des Bauwerks unterstreicht.
Das Foyer geht über zwei Etagen. Der Eingangs- und Foyerbereich erhält durch nach Süden ausgerichtete, große Fensterflächen viel Tageslicht, kann aber auch durch in breite Pfeiler integrierte Leuchten bzw. ausladende Deckeninstallationen aus Murano-Glas in helles Licht getaucht werden. Ein Balkon befindet sich an der Süd- und Westseite des Oberen Foyers, mit Blick über den Châtaudun-Park auf die Skyline der Stadt, in Art einer Cocktail Lounge für schöne Sommerabende. Über eine lange, geschwungene Treppe kann man von hier während der Pausen direkt in den öffentlichen Park gelangen.
Im Zuschauerraum mit großer Empore (Rang) fallen besonders die dreieckigen, räumlichen Strukturen an den Wänden rechts und links von den Zuschauerplätzen durch ihre dekorative Farbgestaltung ins Auge, die auch der Beleuchtung dienen.[6]
Auf nördlicher Seite grenzen an die Zuschauer- und Foyerräume Flächen „hinter der Bühne“, wo sich Künstler auf ihren Auftritt vorbereiten und benötigte Utensilien angeliefert werden können.
Erfolgte Sanierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der weitgehenden Kernsanierung des Theaters in den Jahren 2000 bis 2002 wurde unter anderem Asbest entfernt, außen und innen Oberflächen erneuert, die Technik (Heizung) auf den neuesten Stand gebracht, ein Aufzug eingebaut, der vor allem behinderten Besuchern einen leichteren Zugang gewährt und textile Bezüge im Zuschauerraum originalgetreu wieder hergestellt.[6]
Geplante Erweiterung und Generalsanierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frühestens ab Mitte 2022[10] sind eine Vergrößerung des Theatergebäudes und eine weitere Generalsanierung geplant. Das Bühnenhaus soll durch einen zweigeschossigen, unterirdischen Anbau erweitert werden. Das Dach (Kupferblech), die Bühnentechnik (Schnürboden, Nutzlasten zum Hochziehen der Bühnenelemente, Bühnendach) und die Haustechnik (Elektro, Sanitär, Heizung, Lüftung, Brandschutz, Sprinkleranlagen)[11] sollen erneuert werden.[12] Erstmals gibt es Sozialräume für die auftretenden Künstler.[13] Darüber hinaus steht als neues Thema Schadstoffsanierung im Fokus. Das Theater wird nicht bereits nach dem Ende des coronabedingten Lockdowns im Jahr 2021[14], sondern erst nach erfolgter Sanierung im Oktober 2024 erneut seine Türen für Besucher öffnen. Theaterleiter Christian Federolf-Kreppel strebt während der Sanierungsphase ein Ersatzprogramm mit Spielorten außerhalb des Theaters (Stadthalle oder Evangelisches Gemeindehaus) an.[15]
Spielplan
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Theater der Stadt Schweinfurt ist eines der erfolgreichsten Gastspielhäuser Deutschlands. Der Spielplan umfasst Tanz, Konzerte, Schauspiel und andere Aufführungen. Als Mehrgenerationenhaus hat der Spielplan alle Altersgruppen und Genres im Fokus.
Bamberger Symphoniker
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bamberger Symphoniker – Bayerische Staatsphilharmonie geben jährlich zahlreiche Konzerte. Seit 10. Oktober 1946 gastieren sie in Schweinfurt, nirgendwo häufiger, am 2. März 2019 zum 500. Mal im Rahmen einer Festveranstaltung. Nach Fertigstellung des Theaters 1966 war sogar eine Übersiedlung der Bamberger Symphoniker nach Schweinfurt im Gespräch, wovon jedoch wegen der Verbindungen zur Stadt Bamberg Abstand genommen wurde.
Musik und Tanz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zudem finden regelmäßige Weihnachtskonzerte statt, so mit dem Ensemble 1700 („Fatto per la notte di natale“) im Jahr 2017[13] und anderen.
Die internationale klassische Musikwelt war auch vertreten durch: große Ballett-Compagnien aus St. Petersburg, Perm, Kiew, Minsk und Constanța; Tanztruppen wie das Nederlands Dance Theater Den Haag, das Cullberg Ballett Stockholm, die Rambert Dance Company London, Pilobolus aus Connecticut (USA), die Grupo Corpo und die Balé da Cidade aus Brasilien[16] oder das Ensemble Ivushka aus Tambow („Die russische Weihnachtsrevue“, 2017)[13]; Oper, aufgeführt von der Kammeroper München (Der Barbier von Sevilla, 2017)[13] und anderen.
Moderne Musik wird interpretiert durch das Jazz-Salonorchester La Rose Rouge (Musik der 1920er und 1930er Jahre, 2017)[13] und andere.
Berühmte Auftritte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Berühmte Schauspieler, Sänger und weitere Darsteller traten im Theater auf, wie Heinz Rühmann, Jose Carreras, Ingeborg Hallstein[16] oder der Pantomime Marcel Marceau.
Intendanten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1962–1990: Günther Fuhrmann[17]
- 1991–2005: Rüdiger Nenzel
- 2006–2021: Christian Federolf-Kreppel[7]
- seit 2022: Christof Wahlefeld[18]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Guide to Bavaria: Informationen zum Theater der Stadt Schweinfurt
- ↑ Akten-Nr. D-6-62-000-208 der Liste der Baudenkmäler in Schweinfurt gemäß Bayerischem Denkmalschutzgesetz vom 1. Oktober 1973
- ↑ Angaben der Stadt Schweinfurt
- ↑ Theater der Stadt Schweinfurt: Spielplan 2010/2011
- ↑ a b c Schweinfurt Stadt|Kultur|Themen, 30. Dezember 2016, S. 16
- ↑ a b c d Zeitmaschine Architektur. Vierte Architekturwoche des Bundes Deutscher Architekten (BDA) in Schweinfurt 2008, S. 64 f.
- ↑ a b Stadt Schweinfurt – Stadt der Kultur – Theater in Schweinfurt
- ↑ Schweinfurt, B&I, Buch- und Idee-Verlags-GmbH, Schweinfurt 1980, S. 76
- ↑ Schweinfurter Tagblatt, 4. August 2016: Schweinfurter Theater nun ein Einzeldenkmal
- ↑ Theater Schweinfurt: Warum ohne Sanierung die Schließung droht. 21. November 2020, abgerufen am 8. Februar 2021.
- ↑ Schweinfurter Tagblatt, 28. Mai 2018, S. 23
- ↑ Schweinfurt Stadt|Kultur|Themen, 24. Dezember 2016, S. 15
- ↑ a b c d e Schweinfurt Stadt|Kultur|Themen, 27. Oktober 2017, S. 15
- ↑ Schweinfurter Tagblatt, 13. Februar 2021, S. 25
- ↑ Schweinfurter Tagblatt, 24. Februar 2021, S. 8
- ↑ a b Schweinfurt Stadt|Kultur|Themen, 20. Mai 2009, S. 20 f.
- ↑ Mainpost, 27. Januar 2013
- ↑ Stadt|Kultur|Themen, 28. Januar 2022, S. 22