Sie kam in ihre Garderobe und fiel auf den Stuhl vor dem Schminktisch.
„Ja, ja,“ nickte die Garderobiere, „solcher grosse Abend frisst die Kräfte.“ Sie hantierte an der leblosen Frau, nahm ihr den hohen spanischen Kragen ab. Dabei erzählte sie die letzte Neuigkeit, die sensationelle Entlassung Peter Heises.
Die Worte schlugen auf Fatmas zermürbtes Gehirn ein wie Hämmer. Sie wollte die Alte bitten zu schweigen, war aber selbst zu dieser Bitte zu marode und zu fertig.
„Aber schön von ihm war es doch, gnädige Frau, dass er für Sie eingetreten ist.“ Fatma rührte sich nicht. „Oder ist es garnicht wahr?“ fragte die Garderobiere verblüfft, „ist er am Ende garnicht für gnädige Frau eingetreten?“
„Was sagen Sie?“ Fatma verzog nervös das Gesicht. Sie empfand dumpf, dass die Frau eine Frage an sie gestellt hatte.
„Ist er am Ende garnicht für gnädige Frau eingetreten?“ wiederholte die Frau.
„Wer denn?“ fragte Fatma überreizt.
Da merkte die Garderobiere, dass die Sängerin nicht zugehört hatte und erzählte alles noch einmal. Alles. Baras Züchtigung durch Heise, seine Entlassung und dass er es getan hatte, weil Bara so gemein zu Frau Nansen gewesen war.
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/102&oldid=- (Version vom 31.7.2018)