Albers 2014
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Operative Techniken
Institutsangaben
Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Urologie
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. med. Peter Albers, Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Urologie, Moorenstr. 5,
40225 Düsseldorf
Bibliografie
Aktuel Urol 2014; 45: 490–498 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
DOI 10.1055/s-0034-1395577 · VNR 2760512014144213641
ISSN 0061-7868
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▶▶ Knochenszintigrafie (Ausschluss von ossären Metasta-
sen – nur bei Vorliegen größerer Tumormassen – bzw. ▶▶ keine Besonderheiten, ggf. Anastomosennähte mit Po-
Nachweis von Fernmetastasen und damit als Staging lyglecapron, z. B. Monocryl 3-0 oder Monocryl 2-0 mit
vor neoadjuvanter Chemotherapie) UR5 Nadel
▶▶ Aufklärung über Harnableitungsverfahren, ggf. An- ▶▶ am Tag vor der Operation milde abführende Medika-
zeichnen eines Stomas und Aufkleben eines wasser- mente wie z. B. Bisacodyl-Filmtabletten und Natrium-
gefüllten Stomabeutels oder Halteversuche vor dem phosphat (z. B. Prepacol)
Abführen (Sigma-Rektum-Pouch) ▶▶ Kreuzprobe und Vorbestellung von 2 Erythrozytenkon-
▶▶ Aufklärung über Blutung und Transfusion sowie posto- zentraten (besonders bei kardial vorbelasteten Pati-
perativen Ileus als Hauptkomplikationen enten)
▶▶ Rasur von den Mamillen bis Mitte Oberschenkel
Operation Step-by-Step
●1 ● Lagerung und Inzision
●2 ● Freipräparieren der Harnblase und Einsetzen des Selbsthalters
●3 ● Lymphadenektomie
●4 ● Mobilisation von Blase und Rektum
●5 ● nervenerhaltendes Vorgehen
●6 ● Durchtrennung der Urethra am Apex prostatae
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S
T
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E Landmark: Rektusfaszie
P
1
2 ▶▶ Durchtrennen der Subkutis, der vorderen Rektusfaszie
3 und der hinteren Rektusfaszie mit Peritoneum nach
4 Anheben der Bauchhaut z. B. mit dem Elektrokauter.
5 Die Medianlinie findet sich leichter periumbilikal, die
6 Rektusbäuche sollten bei der Inzision möglichst nicht
verletzt werden. Um die richtige Schicht extraperito-
neal zu finden, wird mit der Schere im Spatium Retzii
präperitoneal das Gewebe bis unter die Rektusbäuche
präpariert. Dabei bleibt die hintere Rektusfaszie intakt,
und es werden die darin verlaufenden epigastrischen
Gefäße nicht geschädigt. Diese Schicht ist direkt re-
trosymphysär am leichtesten zu finden. Zur genauen
Identifikation und später besseren Mobilisation wird
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paraaortal bzw. parakaval ausgedehnte Lymphadenek-
tomie (LA) bis zur Nierenarterie sinnvoll ist. Für eine
ausgedehnte LA wäre eine Mobilisation des Duode-
nums und der linken Flexur erforderlich. Im Folgenden
wird eine beidseits radikale pelvine LA beschrieben,
deren kraniales Ende auf Höhe der Aortenbifurkation
links bzw. auf Höhe des Abgangs der V. iliaca rechts aus
der V. cava liegt.
S
Landmark: Iliakalarterien 3 T
bifurkation E
Plexus hypogastricus superior (N. praesacralis) P
Pars abdominalis aortae 1
R. uretericus aus der Pars abdominalis aortae (Var.) Truncus (lymphaticus)
▶▶ Zunächst erfolgt die Identifikati- Nodi lymphatici lumbales lumbalis
2
on der Iliakalarterienbifurkation A. mesenterica inferior 3
Ureter
rechts. Entlang der A. iliaca interna N. hypogastricus
4
A. iliaca communis
kann nun der Abgang der A. vesi- dexter 5
A. testicularis et Vv. comitantes Ileum
calis superior identifiziert werden 6
M. psoas major
(meist als sog. Chorda lateralis oder Nodus lymphaticus iliacus communis
Lig. umbilicale mediale obliteriert). N. genitofemoralis (durchtrennt)
A. iliaca interna
Diese Chorda wird unter Ligaturen
R. uretericus aus der A. iliaca interna
durchtrennt, dorsal davon verläuft Nodi lymphatici iliaci externi
der Ureter. Die Blase kann nun noch
weiter nach links mobilisiert wer- N. ilioinguinalis
den, zusätzlich wird der Ureter an- Vasa iliaca externa
Plexus pelvicus (Plexus
gezügelt und kann bis zum Eintritt hypogastricus inferior)
in die Blase verfolgt werden. Es ist Colon
Ductus deferens sigmoideum
günstig, den Ureter bereits jetzt
vor der LA zu präparieren und ab- Vasa epigastrica
Chorda a. umbilicalis inferiora Chorda urachi
zusetzen. Dazu ist eine Präparation
Vesica urinaria
des Ureters in der sog. Waldeyer- Aa. vesicales
Scheide sinnvoll, um die periurete- superiores
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T Landmark: A. vesicalis inferior, A. obturatoria
E V. iliaca
P externa
1 V. iliaca V. iliaca
2 interna communis ▶▶ Die A. iliaca interna ist zu diesem Zeitpunkt in ihrem
3 N. obturatorius A. glutaea Verlauf im kleinen Becken dargestellt. Die Abgänge der
4 superior A. vesicalis inferior und der A. obturatoria sind identifi-
5 A. iliaca zierbar (Abb. 4). In den meisten Fällen kann die A. obtu-
externa
6 ratoria, die dorsal des N. obturatorius verläuft, auch bei
A. iliaca
interna einer radikalen obturatorischen LA erhalten werden.
▶▶ Die eigentliche LA beginnt nun kranial lateral der V.
cava. Es werden folgende Portionen präpariert und
getrennt zur Histologie eingesandt: parakaval, iliakal
extern, iliakal intern, obturatorisch.
▶▶ Der parakaval verlaufende Lymphstrang wird zwi-
schen M. psoas und V. cava präpariert und nach kranial
A. vesicalis
inferior ligiert. Zusätzlich erfolgt eine Clipmarkierung als Do-
A. vesicalis A. vesicalis A. obturatoria A. iliaca kumentation des kranialen LA-Resektionsgebiets. Das
superior superior communis
Lymphgewebe wird auf der A. iliaca externa gespalten,
(aus: Bartsch G, Poisel S. Operative Zugangswege in der Urologie.) und der kranial der Iliakalarterienbifurkation liegende
Anteil wird als „parakaval“ reseziert. Hierbei muss auf
die Schonung des N. genitofemoralis geachtet werden,
der auf dem M. psoas verläuft.
▶▶ Dann erfolgt die Präparation der A. iliaca externa. Er-
leichtert wird dies durch ein erneutes Spalten des
Lymphgewebes im Verlauf der V. iliaca externa. Dann
nämlich können beide freipräparierten externen Ilia-
kalgefäße mit einem größeren Venenhaken nach me-
dial gehalten werden. Dies führt zur Exposition der
lateralen iliakalen Lymphbahnen, die kranial bereits
abgesetzt wurden. Ein vollständiges Entfernen dieser
Lymphknoten führt zur Freilegung des N. obturatorius
dorsal des Abgangs der V. iliaca interna aus der V. iliaca
(Präparat „iliakal extern“).
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Landmark: N. obturatorius E
P
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▶▶ Dann erfolgt die Resektion des medial der externen Ili- 2
akalgefäße liegenden Lymphgewebes („iliakal intern“) 3
bis zum Abgang der V. iliaca interna. Die Iliakalgefäße 4
werden nun nach kraniolateral gehalten, sodass der 5
Absetzungsrand des externen iliakalen Lymphgewebes 6
und der N. obturatorius sichtbar werden. Entlang des
Nervs werden nun unter Erhalt der A. obturatoria die
obturatorischen Lymphknoten entfernt (Ligatur und
Clipmarkierung distal am Os ischii).
▶▶ Nun können noch die medial der A. iliaca interna ge-
legenen „präsakralen“ Lymphknoten entfernt werden.
Wichtig ist, dass die Trennung der Blase mit ihrem pe-
rivesikalen Fettgewebe von den Lymphknoten im Be-
S
Landmark: Samenblasen T
E
P
1
▶▶ Die seitlichen Inzisionen des blasennahen Peritone- 2
ums werden auf Höhe der Samenblasenspitzen quer 3
miteinander verbunden. Diese Peritonealinzision er- 4
möglicht den Zugang über den sog. „Cul de sac“ in den 5
retrovesikalen Raum (Spatium retrovesicale mit Sa- 6
menblasen und Rektumvorderwand). Erleichtert wird
die Präparation unter Sicht durch den Zug an den zu
Beginn der Operation angezügelten Ductus deferentes.
Entlang dieser können beidseits die ampullären An-
teile der Ductus als auch die Samenblasenspitzen dar-
gestellt werden. Es ist anzustreben, die Präparation so
weit wie möglich unter Sicht durchzuführen, um z. B.
die Gefäßversorgung der Samenblase gezielt ligieren
oder koagulieren zu können.
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Landmark: Apex prostatae E
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▶▶ Ventral der Prostata hat bereits die Entfernung des 2
präprostatischen Fettgewebes und der oberflächlichen 3
Venen des Plexus Santorinii stattgefunden. Somit ist 4
der Apex gut präparierbar geworden. Die puboprosta- 5
tischen Ligamente werden am Ansatz der Symphyse 6
durchtrennt und so weit wie möglich distal wird die
Inzision der endopelvinen Faszie beidseits der Urethra
freipräpariert (nicht nervenerhaltendes Vorgehen),
damit der präprostatische Venenplexus unter Sicht un-
terfahren oder direkt ligiert werden kann. Bewährt hat
sich z. B. die genaue Platzierung einer Polyglactinnaht
der Stärke 2-0 mit MH-Nadel, mit der der Plexus distal
umstochen werden kann. Sollten dabei weiter lateral
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Postoperative Besonderheiten
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