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Simulationsmodell statt Tierversuche

Ursachen von Krankheiten ohne den Einsatz von Forschungstieren auf den Grund zu gehen und alternative Methoden zur Erprobung medizinischer Behandlungsweisen zu entwickeln, steht im Mittelpunkt der 3R-Strategie . Bei allen Tierversuchen wird genau geprüft, welche Anzahl involvierter Forschungstiere notwendig ist. Nur diese Zahl von Versuchstieren wird genehmigt. Auch der Einsatz alternativer Methoden, die Tierversuche ersetzten, trägt dazu bei, Tierversuche zu reduzieren. Das Projekt HANNES ist ein konkretes Beispiel für eine Reihe von Ansätzen und Initiativen im UKE, dem Ziel, Tierversuche ganz vermeiden zu können, näherzukommen.

Das Projekt HANNES: Ein Modell macht Schule

Früher lernten Ärzt:innen anhand von Versuchstieren, wie man Hirngefäßaneurysmen, krankhafte Aussackungen der Zellwände der hirnversorgenden Arterien, kathetergestützt verschließen kann. Im UKE hat eine Forscher:innengruppe ein Patientenmodell entwickelt, an dem die Methode ohne Tierversuch geprobt werden kann.

Ein Aneurysma der Hirnarterien kann zu einer lebensgefährlichen Hirnblutung führen. Häufig werden solche Aneurysmen durch einen Katheter behandelt: Von der Leiste aus navigieren die Ärzt:innen in der Neuroradiologie ein etwa anderthalb Meter langes, dünnes Röhrchen durch die Hauptschlagader bis zu dem ausgesackten Gefäß im Gehirn. Über diesen Zugang können dann verschiedene Materialen eingebracht werden, mit denen das Aneurysma verschlossen werden kann. Um den Katheter durch die filigranen Gefäße zu führen, ohne sie zu beschädigen, müssen die behandelnden Ärzt:innen genau wissen, wie sie das lange Röhrchen von außerhalb des Körpers dirigieren können. Früher wurde diese Behandlungsmethode an narkotisierten Schweinen geprobt.

Um Tierversuche zukünftig vermeiden zu können, hat ein Projektteam aus Neuroradiolog:innen des UKE, Medizintechniker:innen sowie IT-Expert:innen der TU Harburg einen künstlichen Patienten entwickelt: HANNES (Hamburger ANatomisches NeuroEndovaskuläres Simulationsmodell) heißt der Prototyp, an dem seit 2017 bereits rund hundert Schulungen durchgeführt wurden. Das Ziel, Tierversuche bei der katheterbasierten Behandlung von Hirnaneurysmen zu vermeiden, ist im UKE damit bereits umgesetzt.

Adaptionen des Modells für andere Gefäßerkrankungen wie Stenosen, Engstellen von Gefäßen am Hals, die aber auch im Gehirn auftreten können, oder Gefäßverstopfungen, die etwa zu Schlaganfällen führen können, sind bereits erfolgt. Zukünftige Ausweitungen bis hin zu Modellen, die komplexe Gefäßmalformationen im Gehirn abdecken sollen, sind denkbar.

Kryokonservierung von Mauslinien

Das UKE ist sich als Arbeitgeber einer Vielzahl tierexperimentell arbeitender Wissenschaftler:innen der großen Verantwortung gegenüber den Versuchstieren bewusst. Dabei ist das Konzept der 3R-Forschung (Replace, Reduce, Refine – Ersetzen, Reduzieren, Verbessern) leitendes und gelebtes Prinzip.

Dazu gehört die Kryokonservierung, also das Tiefgefrieren von Embryonen und Spermien in flüssigem Stickstoff von wichtigen Mauslinien, die zeitweise nicht für Versuche benötigt werden. Im Vergleich zu dauerhaft vorgehaltenen Vitalzuchten ist die Kryokonservierung eine wichtige Maßnahme im Sinne des 3R-Prinzips zur Tierzahlreduzierung und wird vom Dekanat der Medizinischen Fakultät des UKE gefördert.