Funde Zu Dem Grossen Fries Von Pergamon Heinz Luschey Full Chapter Download PDF
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116./117. W I N C K E L M A N N S P R O G R A M M
DER ARCHÄOLOGISCHEN GESELLSCHAFT ZU BERLIN
FUNDE ZU DEM GROSSEN FRIES
YON PERGAMON
VON
HEINZ LUSCHEY
BERLIN 1962
I. A P H R O D I T E
An erster Stelle sei ein weiblicher Kopf des Archäologischen Museums in Istanbul
besprochen, der im Jahre 1883 westlich unterhalb des Großen Altars gefunden, aber
nicht zu den Altarskulpturen gerechnet und 1885 an das damalige Ottomanische
Museum in Istanbul abgegeben und im Çinili Kösk ausgestellt wurde, und der sich
jetzt im hellenistischen Saal des Archäologischen Museums befindet 4 . Er wurde 1908
von F. Winter in den Altertümern von Pergamon, im Bande der Einzelskulpturen
veröffentlicht und wegen seiner Haarbehandlung mit den Köpfen der Nyx und der
Phoibe am Friese verglichen, aber doch unter die Freiskulpturen gerechnet 5 . Dabei
hatte der Bearbeiter des Istanbuler Kataloges von 1893, Joubin, ihn als dem Friese
zugehörig bezeichnet 6 . Mendel versah in seinem Katalog von 1914 diese Zugehörig-
keit mit einem »peut-être«7 und übersah dabei — wie auch alle nach ihm — , daß der
Kopf inzwischen in dem von Winnefeld herausgegebenen Bande »Die Friese des
1 1 1 6 . / 1 1 7 . Winckelmannsprogramm ^
Abb. i. K o p f Istanbul 326 aus Pergamon
Großen Altars« unter den nicht eingereihten Bruchstücken des Frieses erscheint8, aller-
dings ohne Abbildung und daher unauffällig. Nach langer Pause haben später nur
noch Lippold 9 und Schober 10 das Werk erwähnt, beide Male im Zusammenhang der
Freiplastiken.
Die einzige Abbildung, die bisher von dem Kopf veröffentlicht war, gab wohl die
eigenartige Gliederung des Haares auf der rechten Kopfseite, konnte aber der Qualität
des Werkes nicht gerecht werden. Die Vorderansicht unserer neuen Aufnahmen
(Abb. 1—4) 1 1 zeigt einen schmalen Kopf auf schlankem Halse, der etwas zu seiner
linken Seite geneigt ist. Durch eine Absplitterung, welche von der Stirn bis zum Kinn
reicht, ist das Gesicht zwar entstellt, läßt aber doch die ursprüngliche Anlage ahnen.
Das ovale Gesicht wird von dem gescheitelten Haar, in dem ein Haarreif liegt, ein-
gerahmt. Von den groß geöffneten Augen ist vom rechten nur noch der innere Winkel
2
Abb. 2. K o p f Istanbul 326 aus Pergamon
mit den Lidern erhalten, — das linke ist stärker verrieben und scheint auch skizzen-
hafter angelegt. Der Mund ist leicht geöffnet. Die Mittellinie des Kopfes von Scheitel
zu Kinn ist keine starre Gerade, sondern leicht geschwungen, der Kopf weist kein
festes Achsenkreuz auf, Mund- und Augenachse sind leicht gegeneinander verschoben.
Schon in der Vorderansicht fällt auf, daß der Kopf unsymmetrisch angelegt ist, daß
das Haar auf seiner rechten Seite weiter auslädt und schärfer gegliedert ist als auf der
linken Kopfseite und daß auch die Plastizität des Gesichtes auf der rechten Seite
stärker ist als auf der linken.
Dies wird durch die Seitenansichten (Abb. 3 und 4) unterstrichen. Das Haar gliedert
sich auf der rechten Kopfseite in tief unterschnittene Strähnen, die in lebhafter Bewe-
gung teils über den Haarreifen geführt, teils unter ihm durchgesteckt sind, und sich mit
dem Haar des Oberkopfes in einem Nackenknoten sammeln, der — wie eine Stückungs-
3
Abb. 3. K o p f Istanbul 326 aus Pergamon
fläche mit zwei Stiftlöchern (in einem der Bronzestift erhalten, Abb. 2) verrät —
ursprünglich noch weiter hinausragte und dem Kopf damit eine größere Längenaus-
dehnung und eine fließende Bewegung verlieh. Auf der Oberseite des Kopfes befindet
sich noch eine weitere schräge Stückungsfläche mit zwei Bronzestiften (Abb. 2 und 4).
Auf der rechten Kopfseite verrät der Bildhauer seine Eigenart, sein hellenistisches
Temperament und schon eine Beziehung zum Großen Altar-Fries. Die linke Kopfseite
fällt dagegen scheinbar qualitätsmäßig ab, die Haarsträhnen sind hier nur angelegt,
nur in allgemeinen Zügen geklärt und nicht weiter unterschnitten. Aus der flächigeren
Anlage im ganzen ergibt sich, daß es sich hier nicht um eine stärkere Verwitterung,
sondern um eine von Anfang an skizzenhaftere Anlage handelt. Die ungleiche Be-
handlung der beiden Seiten trennt den Kopf von statuarischen Köpfen, wie etwa dem
des Hermaphroditen aus Pergamon 1 2 , der viel gleichmäßiger angelegt ist und sich in
der beruhigten Vorderansicht entfaltet, während der vorliegende Kopf in Profil- und
4
Abb. 4. Kopf Istanbul 326 auf Abguß des Aphroditehalses gesetzt
Dreiviertelansicht zu seiner eigentlichen Wirkung kommt. Der Kopf zeigt also einen
eigenartigen, friesmäßigen Charakter, — und das seit fünfzig Jahren nicht mehr
erörterte Problem der Zugehörigkeit zum Pergamonfries beginnt nach diesen Be-
obachtungen von neuem dringend zu werden.
Dank des freundlichen Entgegenkommens des Direktors des Archäologischen Mu-
seums, Herrn Rüstern Duyuran, wurde ein Abguß des Kopfes angefertigt, um die
Frage der Zugehörigkeit praktisch zu entscheiden. Die Beobachtung der Bruchränder
am Kopfe und der Vergleich mit entsprechenden Bruchstellen am Fries ließen schon
in Istanbul bei dem Verfasser den Gedanken aufkommen, daß es sich hier um den
Kopf der Aphrodite des Nordfrieses handeln könnte.
Unter der freundlichen Mithilfe der Kollegen am Pergamon-Museum Prof. C.
Blümel und Fräulein Dr. E. Rohde und des Restaurators G. Gohlke wurde dann im
September i960 der Versuch durchführt.
5
Der Kopf paßt tatsächlich auf den Körper der Aphrodite. Trotz verschiedener Aus-
splitterungen, besonders am Halse, verbinden sich die Bruchränder, und die Konturen
des Halses setzen sich vom Schulterteil zum Kopf überzeugend fort 13 (Abb. 4—7).
Der Kopf erhält nun seine richtige Stellung und Bewegung, welche bei dem isoliert
gesockelten Kopf nicht so erkennbar waren. Er wächst nun aus der Drehbewegung des
Körpers heraus in einer Art wie sie auch die anderen, in der Gesamtanlage vergleich-
baren Köpfe derNyx, der 'Jägerin' neben ihr, der Artemis, Adrasteia, Theia, Selene auf-
weisen, mit denen auch die betonte Länge des Halses übereinstimmt 14 . Seine relief-
mäßige Anlage mit der stärkeren Durcharbeitung der rechten Seite wird nun ver-
ständlich, ebenso auch, daß der Kopf bei dem großen Abstände vom Reliefgrunde
(etwa 15 cm an der Schläfe) und der Nähe der Plattenfuge auf der abgewandten
Seite überhaupt so weit durchgearbeitet werden konnte. Eine auf der linken Seite
nur in Andeutung angegebene Locke, welche sich aus dem Verbände des Haar-
knotens gelöst hat, findet ähnlich wie bei der Theia und Nyx ihre Fortsetzung im
Grunde des Reliefs. Vielleicht ist sie auch von dem angestückten Teil des Haar-
schopfes hergeleitet gewesen. Den weiten Abstand vom Grunde hat der Aphrodite-
kopf mit dem benachbarten Flügelgiganten gemeinsam, ferner auch mit den bezeich-
nenderweise weggebrochenen Köpfen des Apollon, der Dione und dem erhaltenen
der 'Jägerin' vor der Nyx. Die Stückung am Oberkopf entspricht einer ähnlichen bei
dem Flügelgiganten, sie ist bei beiden Köpfen eigentlich nicht nötig, da eine Stückung
sonst im allgemeinen nur bei Köpfen, die über die obere Plattengrenze hinausragen,
angewendet wird.
Komposition und Motiv der Aphrodite werden nun deutlicher, der Kopf ordnet
sich der Handlung ein und blickt auf den erschlagenen Giganten herunter, dem die
»grausame Aphrodite« 15 den schönbeschuhten linken Fuß auf das Gesicht setzt und
den Speer mit der rechten Hand aus dem Leibe zieht, während die Linke den Schild
hält. Sie erscheint dabei ganz unpathetisch, sachlich, gesammelt, das Antlitz voller
Ruhe, unberührt vom Geschehen. Auffällig sind die Schlichtheit des Hauptes und seine
Schmucklosigkeit; man hätte vielleicht statt des einfachen Reifens ein Diadem oder
Ohrschmuck erwarten können. Dabei muß man aber bedenken, daß der entwerfende
Hauptmeister des Frieses anders und tiefer charakterisiert, daß e i n Schmuckakzent,
eben am Schuhwerk, wie bei der Artemis oder Amphitrite genügt. Das Aphrodisische
kommt viel mehr in der Betonung des Körpers unter dem Gewand, stärker als bei den
anderen kämpfenden Göttinnen des Frieses, zum Ausdruck und in jenem seit der
Klassik zur Charakterisierung der Aphrodite dienenden Motiv des von der Schulter
herabgeglittenen Chitons, das sie allerdings mit der Kybele, Eos und Selene, bezeich-
nenderweise den 'ruhenden' Göttinnen des Südfrieses, gemeinsam hat. Bei ihr kon-
trastiert dies Motiv aber eigentümlich und bezeichnend mit der Bewaffnung mit
Schwertband, Schwert, Schild und Lanze, so daß sie damit das Motiv der bewaffneten
Aphrodite der klassischen Zeit — etwa der von Epidauros 16 — wieder aufnimmt.
Außerdem wird der Kopf, wenn man die fehlenden Teile einmal skizzenhaft ergänzt
(Abb. 8) 17 , sogleich 'aphrodisischer' als es bei der Verstümmelung des Antlitzes zu-
6
Abb. 5 a und b. Aphrodite des Nordfrieses des Pergamonaltars durch Kopf Istanbul vervollständigt
A b b . 6. Schrägansicht d e r A p h r o d i t e des Nordfrieses
erst den Anschein hat. Es ist die Abwandlung eines Idealtypus, der sich mindestens bis
zum 'Hygieia'-kopf von Tegea oder der Aphrodite von Arles zurückverfolgen läßt 18 .
Auch das H a u p t bestätigt also jene bedeutsamen Rückbeziehungen auf die Klassik,
die man am Friese immer schon beobachtet hat, bei dem Körpermotiv der Aphrodite
etwa auf die Nikebalustrade 19 . Es ist dies ein Aufnehmen der Tradition, aber noch
verbunden mit der Kraft der Verwandlung, und ist noch nicht klassizistische Nach-
ahmung.
Es ist in der letzten Zeit gelegentlich an der Charakterisierung der Götter am Per-
gamonfries Kritik geübt worden, sie wären im Sinne des asiatischen Barocks der
Rhetorik dargestellt, and gerade bei der Aphrodite läge eine »grobe Verletzung des
göttlichen Ethos« vor 20 , was man vor der neuen Gesamterscheinung aber noch weniger
als vor der fragmentarischen behaupten möchte. In der Einbettung in die kosmische
8
A b b . 7. Unteransicht der A p h r o d i t e des Nordfrieses
Ordnung, in der sinnvollen Zuordnung der Gottheiten auf die verschiedenen Him-
melsrichtungen, und in der wesensmäßigen Charakterisierung der einzelnen Gestalt
ist so viel altes Geheimnis in immer neuer Form Gestalt geworden, daß die Frage, ob
der Pergamon-Altar ein religiöses oder ein äußerlich rhetorisches Werk darstelle,
sich doch im Sinne der hohen und ernsten Tradition beantwortet 21 .
Zu der inhaltlichen Ordnung am Friese gehört auch der Zusammenhang zwischen
Ares und Aphrodite an der Stelle, an der Ost-Fries und Nord-Fries zusammenstoßen.
Man hat gemeint, daß die Möglichkeit, die beiden Gestalten als Glieder einer Gruppe
aufzufassen, im wesentlichen unausgenutzt bliebe22. Aber gerade diese Seite mit ihrem
geheimnisvollen Anklang erscheint so beziehungsreich wie die Süd-West-Ecke mit
Poseidon und Triton, wobei das alte griechische Gesetz, daß jeder Fries sich selbst
in seinen Gestalten Maß und Grenze setzt, gewahrt bleibt.
2 116./117. Winckelmannsprogfamm 9
Ein anderes Prinzip des griechischen Frieses, die Füllung des Grundes, erscheint
auf den ersten Blick vernachlässigt; denn hier bleibt über der vorgebeugten Gestalt
der Aphrodite auch jetzt mit aufgesetztem Kopf noch auffällig viel Grund frei,
welcher durch den schwebenden Eros und den Flügel des Giganten nur vor ihr be-
deckt wird, während gerade die obere Ecke über ihr frei bleibt, die an den anderen
Friesecken niemals offen erscheint, sondern bedachtsam ausgefüllt wird. Hier würde
ein schwebender Vogel — analog zum Adler an der Süd-West-Ecke — die Geschlossen-
heit des Frieses herstellen — etwa eine Taube, wie H. B. Jessen vorschlägt. Außerdem
ist noch eine leichte Verklammerung der Ecke durch ein überschlagendes Gewand-
motiv wie an der Süd-West-Ecke denkbar, denn das Gewand der Aphrodite reicht
noch bis auf die Schmalseite der Aresplatte.
Der Meister der Aphroditefigur steht dem entwerfenden Hauptmeister besonders
nahe. Der Zwiespalt, der sich bei verschiedenen anderen Figuren des Frieses zwischen
Entwurf und Ausführung findet, indem die großartige Sprache des Konturs in der
plastischen Ausführung nicht durchgehalten wird, und sich in den Schrägansichten
S chwächen und Entstellungen verraten, tritt hier nicht auf. Die Figur der Aphrodite
ist in ihrer Plastizität innerlich konsequent und von einem besonderen Reichtum. Sie
entfaltet sich einerseits in einer Torsion aus dem Grunde heraus und bleibt doch, wie
es jetzt mit der Wendung des Kopfes deutlich wird, der Reliefebene eingebunden.
Die oftmals gerühmte Charakterisierung ihres Gewandes mit seinen lebhaft eigen-
willigen Falten setzt sich in dem Eigenleben der Haarsträhnen fort, welche sich doch
in jeder Ansicht harmonisch mit dem Rhythmus der Figur zusammenschließen.
Der Meister der Aphroditefigur setzt seine Akzente verhalten aber mit hoher Sicher-
heit; seine Figur gehört zu den reichsten und vielfältigsten des ganzen Frieses.
Für die Meisterfragen am Fries, welche in letzter Zeit wieder erfolgreich diskutiert
worden sind 23 , ergibt sich auch nach Einfügung des Kopfes nur ein enger Zusammen-
schluß der ersten vier Platten des Nordfrieses, wobei sich bei dem genialisch angelegten
Haupte des Flügelgiganten trotz durchaus verschiedener Charakterisierung noch die
gemeinsame plastische Auffassung mit dem Haupte der Aphrodite erkennen läßt.
Mit der Figur der Dione setzt dann aber härtere Formung ein. Es scheint sich die
'Handschrift' des Aphroditemeisters auch nicht noch einmal am Friese zu wiederholen,
denn bei aller Verwandtschaft in der Stofflichkeit mit der Selene des Südfrieses bleiben
Kopftypen und Plastizität im ganzen doch stark unterschieden.
Dafür besteht aber jetzt für die Frage der Zuordnung von Werken der gleichzeitigen
statuarischen Plastik in Pergamon, die besonders von G. Kleiner gefördert worden
ist 24 , ein neuer Ausgangspunkt. Während die bisherigen Zuweisungen etwa der Muse
Nr. 54 an den Meister der Nyx 2 5 oder der Muse Nr. 53 an den Meister der Leto 26 ,
der Sitzenden Nr. 62 an den Meister der Amphitrite 27 sich auf Gewand- und
Körperauffassung stützen mußten und die Kontrolle durch die Bildung des Hauptes
fehlte, ist bei der Verbindung zwischen der großen sitzenden Muse Nr. 50 28 , die
meines Wissens nur von dem Herausgeber Winter mit der Aphrodite verglichen worden
ist29, eine umfassende Vergleichsmöglichkeit gewonnen. Diese kann sich außer auf die
10
A b b . 8 . Aphroditekopf. Istanbul 326. Skizzenhaft ergänzt
Charakterisierung des Gewandes und des aphrodisischen Motivs des von der Schulter
geglittenen Chitons auf den eigentümlich tordierten A u f b a u der Gestalten und das
Herauswachsen des Hauptes £col collo lungho' stützen, und auf die Bildung des
Antlitzes und Haupthaares, welche in der Grundauffassung übereinstimmen, unter
Berücksichtigung der oben behandelten Unterschiede der Gegebenheiten von Relief
und Freiplastik 30 .
Die Zuordnung dieser Figur zum Werk des Aphroditemeisters dürfte gegenüber einer
Verbindung mit Selene oder Eos, wie sie von Schober vorgeschlagen wurde 31 , den
Vorzug verdienen, da diese Figuren bei aller Verwandtschaft im Stofflichen des Ge-
wandes im plastischen A u f b a u entweder Schwächen verraten — wie die von rück-
wärts gesehene Selene — oder in der Gewandcharakterisierung sich weiter entfernen
wie die zweite Reiterin.
In diesem Zusammenhang sei noch ein Vorschlag über Benennung und Anordnung
der beiden Reiterinnen vorgelegt, über die noch keine volle Einigkeit besteht. Die
beiden Gruppen sind — wie es auch Kähler vermerkt — nicht fest im Süd-Fries ver-
ankert 32 , sondern nach Ermessen angeordnet, wobei ein Gesichtspunkt der war, daß
»nicht unmittelbar zwei Reiterinnen einander folgten«, sondern daß das Gespann
des Helios von je einer Reiterin eingeschlossen werden müsse. Dem steht aber die
klassische Uberlieferung, die sich in den Nord-Metopen des Parthenon und in Vasen-
bildern spiegelt, entgegen.
In der betonten linksläufigen Anordnung der Gestirngottheiten klassischer Zeit,
wie sie in ihrer Bedeutsamkeit zuerst von B. Schweitzer herausgestellt worden ist33,
ist die Folge mehrfach: Selene, Eos, Sterne, Helios; man denke an den Blacas-
krater 34 .
Diese Folge sollte eigentlich auch dem Pergamon-Altar gemäß sein bei seiner Be-
tonung kosmischer Ordnung. Durch eine Umstellung würde sich folgende Abfolge
ergeben, welche dem Befunde nicht zu widersprechen scheint, nämlich von der West-
Ecke aus die gesicherte Kybele- und die Kabirengruppe und dann von ihrem Platz
hinter Helios vorgerückt die Gruppe Theia und Theia-Gegner und die damit
verbundene vom Rücken her gesehene Reiterin als Selene. Ihr würde nach einer zu
verlangenden Figur des Morgensterns Eos folgen und darauf erst Helios. Es ist noch
so viel Spielraum am Friese vorhanden, daß diese Anordnung Platz finden könnte,
welche die Unstimmigkeit, daß Selene hinter dem aufgehenden Helios erscheinen
sollte, beseitigen würde.
Es ist bezeichnend, daß beide Reiterinnen nicht unmittelbar kämpfen, und es
würde sich so eine Zone beruhigter Epiphanie in der Mitte des Südfrieses ergeben.
Vor allem würde die Gestalt des Helios in Analogie zur Nyx des Nordfrieses noch
mehr in die Mitte des Frieses rücken, was der Ordnung dieser beiden Friese durchaus
entsprechen würde 35 .
Daß sich Epiphanie und Kampf eigentümlich durchdringen können, zeigt j a auch
die Gestalt des Dionysos, in dem zusammen mit seinen Begleitern ebensosehr das
Element des Thiasos wie das des Kampfes enthalten ist. Auch unsere Gestalt der
Aphrodite geht j a keineswegs im Kampfgeschehen auf, sondern ist in sich ver-
sammelt, dem unmittelbaren Geschehen entrückt, Charakterisierung des eigenen
Wesens, Epiphanie.
Die Kunst des Pergamon-Altars ist darin von der Phidiasischen der Parthenon-
giebel nicht so weit entfernt; Vergegenwärtigung der Gottheit im Glänze ihrer Er-
scheinung ist beider Ziel, und auch jener Wechsel von stürmischer Bewegung in der
Giebelmitte und ruhendem Dasein in den Giebelecken hat trotz des scheinbar durch-
gängigen Kampfgeschehens auch im Pergamon-Friese noch seine Analogie.
12
ihren Köpfen viele Gemeinsamkeiten zeigen, vor allem in der Haartracht, bei der,
im Unterschied zu den langlockigen Moiren und der Hekate das gescheitelte Haar
seitlich in ein Band oder einen Reifen aufgenommen und hinten in einem Knoten
zusammengefaßt ist. So schließen sich Aphrodite und Nyx und die Jägerin des Nord-
Frieses, Artemis des Ost-Frieses, Selene, Theia und 'Adrasteia' des Nord-Frieses und
der isolierte Kopf Nr. 52, der zur Eos gehören könnte (und eigentlich auch Leto),
zusammen36.
Sucht man nach weiteren Verwandten, so stößt man auf einen berühmten Kopf,
der immer als isoliertes Einzelwerk gilt — nämlich den sogenannten 'Schönen Kopf
von Pergamon' (Abb. 9—12) 37 . Seit seiner Auf findung im Jahre 1879 in einer Zisterne
an der Südost-Ecke des Altares, zusammen mit den ersten Platten des Ost-Frieses und
dem Hermaphroditen, erfreut er sich hoher Schätzung und vielfacher Auslegung.
Anfangs für älter als die Altarskulpturen gehalten, hat man ihn dann zu den Einzel-
figuren der Altarzeit gerechnet, ihn aber in der Qualität weit über die Giganto-
machiereliefs gesetzt38.
Diese Auffassung hat sich inzwischen eigentlich nicht wesentlich gewandelt, ob-
wohl seine Eigenart, immer von der Vorderansicht ausgehend, verschieden charak-
terisiert wurde. Man sah bald mehr die Anlehnung an die Kunst des 4. Jahrhunderts
— etwa an Praxitelisches oder Skopasisches39, dann wieder malerische Weichheit und
Auflockerung der Struktur, auch klassizistische Züge 40 und, obwohl gelegentlich
Ähnlichkeit mit Figuren des Großen Frieses wie der Eos 41 oder Nyx 42 festgestellt
wurden, hielt die Bezeichnung des Marmors als »Parisch«43 aber davon ab, ihn näher
mit dem Altarfries zu verbinden, der bekanntlich aus kleinasiatischem Marmor ge-
arbeitet ist.
Bei einer neuerlichen Prüfung des Originals, das jetzt wieder auf der Berliner
Museums-Insel ausgestellt ist, gewinnt man aber den Eindruck, daß es durchaus der
gleiche Marmor ist wie der der anderen Skulpturen und daß nur die gute Erhaltung
und die Feinheit der Oberflächenglättung den Anschein einer anderen Marmor-
qualität erweckt haben. Einen hellen Marmor mit glatter Oberfläche zeigt etwa auch
die 'Moirengruppe' des Nordfrieses44, ohne deswegen in den Verdacht zu kommen,
aus parischem Marmor gefertigt zu sein.
In seiner rechten Profilansicht ist nun der 'Schöne Kopf' aber durchaus mit der Nyx
vergleichbar (Abb. 13—14), in allen Akzentsetzungen, in dem Kopfkontur, welcher
durch das reiche Haar eine Längenausdehnung erhält, in dem groß geöffneten Auge,
dem atmenden Mund, dem Fluß der Haarsträhnen, von denen ein wesentlicher Teil
über der rechten Schläfe uns allerdings fehlt und angestückt war, eine Technik,
welche unserem Aphroditekopf verwandt ist. Eine Nachsuche nach einem fehlenden
Stück in den Magazinen des Pergamonmuseums hat bisher keinen Erfolg gebracht.
Auf jeden Fall ist diese Haarpartie stärker gegliedert gewesen als die linke Seite und
jene preisgekrönte Ergänzung eines kaiserlichen Preisausschreibens45, auf die mich
H. B. Jessen hinwies, verdient diesen Preis eigentlich nicht, da die erhaltenen Locken-
partien der linken Kopfseite völlig mechanisch auf die rechte übertragen wurden.
r
3
A b b . 9 u n d io. 'Schöner K o p f ' . Berlin, P e r g a m o n - M u s e u m
In der rechten Profilansicht erscheint der 'Schöne K o p f ' nun aktiv, täterisch,
keineswegs 'schmachtend'. Er wird aber im allgemeinen nicht in dieser Ansicht ab-
gebildet, sondern in einer Vorderansicht und der linken Seitenansicht und leicht
nach oben blickend, so daß ein schwärmerisch weicher Ausdruck in das Antlitz kommt,
in Erinnerung etwa an die Aphroditegestalten des Praxiteles. Diese Auffassung wurde
durch die Tafel des Pergamonwerks suggeriert und findet sich dann in allen weiteren
Kunstgeschichten. Auch die Interpretation des Werkes geht offensichtlich immer von
diesen beiden Ansichten aus.
Ein näherer Vergleich der beiden Seitenansichten und der Vorderansicht lehrt
aber, daß wir ähnlich wie bei dem Aphroditekopf eine stärker ausgearbeitete und
plastischere Seite, nämlich die rechte mit dem angestückten H a a r haben — welche
im Pergamonwerk auf die Beilage verbannt ist —, die ursprünglich auch plastisch
weiter vortrat, und eine linke skizzenhafter angelegte, bei der das H a a r weniger
durchgebildet ist; daß die Vorderansicht zwar sprechend ist, aber durch die zu starke
Hebung des Kopfes einen sentimentalen Ausdruck bekommen hat, und daß die eigent-
lich sprechende und dynamische Seite die rechte Profilansicht ist, besonders, wenn der
Kopf stärker geneigt wird. Das heißt also, daß dieser Kopf zu einer bewegten Figur
gehört haben muß und daß er durchaus zu einem Hochrelief, wie den Altarreliefs,
gehören kann, bei denen, wie unser Aphroditekopf gezeigt hat, bei entsprechend
großem Abstand vom Reliefgrunde auch eine relativ weitgehende Durcharbeitung
der abgewendeten Seite möglich war. Hinzu kommt, daß die rechte Seite durch drei
Stiftlöcher für das Einsetzen eines Schmuckes betont ist, eine Technik, die sich am
Fries etwa am Kopf des Hyperion und der Asteria findet46. Die einseitige Anbringung
der Stiftlöcher nur auf der rechten Kopfseite, die im Text der Pergamon-Publikation
14
Abb. I i und 12. 'Schöner K o p f ' . Berlin, Pergamon-Museum
zum 'Schönen Kopf' nicht vermerkt sind, stellt ein beachtliches Beweismittel gegen
die Zugehörigkeit zu einer Freifigur dar und spricht für die Anbringung am Friese.
Ehe der Vergleich mit dem Friese weitergeführt wird, sei noch sein Verhältnis zu
den Köpfen der Freiskulpturen von dem Altarplatz untersucht, in deren Kreis er
bisher gerechnet wurde. In dem neueingerichteten Saal der hellenistischen Skulp-
turen steht der 'Schöne K o p f ' jetzt in der Nachbarschaft der großen Sitzenden Nr. 50,
der kleinen Sitzenden Nr. 62 und der Schreitenden Nr. 6g47. Der Vergleich, in den
man noch den Hermaphroditen in Istanbul einbeziehen könnte48, ergibt aber, daß
die statuarischen weiblichen Köpfe, auch wo sie mit einer Wendung auf dem Rumpf
aufsitzen, immer auf ein festes Achsenkreuz, das auf Nasenlinie und Augenbrauen
aufgebaut ist, bezogen und mit einer gewissen fassadenhaften Breite angelegt sind,
daß sie sich in der Vorderansicht oder Dreiviertelansicht entfalten, während die
Seitenansichten wesentlich weniger sprechend sind.
Der 'Schöne Kopf' hat im Vergleich mit diesen Köpfen eigentlich keine Vorderebene,
sondern sein Profil ist wie ein Schiffsbug, an dem die Formen wie Wellen zurück-
gleiten, und seine leicht geschwungene Mittelachse gibt keine verfestigende Horizon-
tale. Der Kopf entfaltet seine Sprache im Profil, und dies verbindet ihn deutlich mit
den Köpfen des Frieses.
Er ist auch von einer ganz anderen Unruhe und Bewegung erfaßt, schon in der
Art, wie er auf dem Halse sitzt und offensichtlich in eine Aktion einbezogen ist. Auch
von dem Motiv des in Anstrengung geöffneten Mundes her muß er zu einer stark be-
wegten Figur gehört haben. Unter den erhaltenen Freiskulpturen käme hier nur die
Nike Nr. 46 in Frage, an die der Herausgeber Winter gedacht hatte49, um es aber
wegen des getrennten Fundortes und des scheinbar verschiedenen Materials wieder
aufzugeben. Auch hier bliebe die Schwierigkeit der verschiedenartigen Behandlung
der Seiten bestehen.
Prüfen wir nun noch einmal das Verhältnis zu den Altarskulpturen, so hilft ein
Abguß des Kopfes der Nyx, der freundlicherweise eigens für diesen Versuch aus der
Gesamtform abgegossen wurde, wesentlich weiter. Es zeigt sich, daß sich die ent-
sprechenden Ansichten beider Köpfe jeweils gleichartig verhalten, daß sie in den
Profil-, Vorder- und Dreiviertelansichten gewissermaßen nach einer Deklination
gehen, daß sie maßstabmäßig und in der Formenbehandlung verwandt sind. Das
Überraschendste ist ferner, daß die dem Grunde zugewandte Seite der Nyx, die bisher
noch nie abgebildet werden konnte, eine relativ weitgehende Durcharbeitung dieser
Kopfseite in Auge, Haar, Ohr und Locke vor dem Ohr aufweist, wie man es eigentlich
nicht erwartet hätte (Abb. 13—14) 50 . Und hier zeigen sich in den schwerer gebildeten
Haarwülsten dieser Seite so große Ubereinstimmungen mit der entsprechenden Seite
des 'Schönen Kopfes' im Unterschied zu der detailreicheren anderen Seite, daß sie
diesen deutlich in den Bereich des Frieses hineinziehen51.
Wir hätten also ähnlich wie bei dem Kopf der Aphrodite einen völlig vom Grunde
gelösten Kopf, wie es auch bei Apollon, Dione und Phoibe der Fall war. Man möchte
annehmen, daß sein Platz in der Nähe einer Plattenfuge — wie bei der Nyx und Aphro-
dite war, weil nur so der Bildhauer bei der Einzelbearbeitung der Platten die abge-
wandte Seite erreichen konnte.
Man möchte den 'Schönen Kopf' also einer nach rechts kämpfenden Göttin auf-
setzen, geradeaus- oder leicht abwärtsblickend wie die Nyx; und wenn man ihn sich
auf einem Körper im Motiv der Nyx oder Leto vorstellt, gewinnt er sein volles dra-
matisches Leben.
Die Verbindung mit einer erhaltenen Figur des Frieses ist leider nicht möglich,
wie Versuche mit einem Halsabdruck ergeben haben, er muß also von einer fehlen-
den Figur stammen. Hier ist auch zu erwähnen, daß Humann in seinem Bericht über
die Auffindung der Aphrodite-Platte in den letzten April- oder ersten Maitagen des
Jahres 1879 schreibt, »der abgeschlagene schöne Kopfstand ganz frei und ist wahr-
scheinlich gefunden, da er, obgleich der Hals fehlt, zum Ganzen paßt«52. Da es sich
nicht um den Istanbuler Kopf, den wir der Aphrodite aufgesetzt haben, handeln
kann, da dieser erst vier Jahre danach gefunden worden ist, ist es wahrscheinlich,
daß Humann eben das später immer unter dem Namen 'Schöner Kopf' gehende
Werk meinte, das im gleichen Monat — April 1879 — gefunden wurde und daß man
dies also zuerst dem Friese zuordnen wollte, und zwar der Aphrodite-Platte. Dies
ist nicht so fernliegend, denn im Augenblick der Erkenntnis des Friescharakters des
'Schönen Kopfes' habe ich ebenfalls gemeint, er könne auf den Aphroditekörper
passen, doch würde bei Ubereinstimmung des Formats (Halsdurchmesser: 15 cm)
der Kopf wegen seines tief sitzenden Nackenschopfes um 3,5 cm hinten über den
Hals überstehen, außerdem wäre der Hals zu kurz; das heißt, man müßte ein scheiben-
förmiges Stück von einigen Zentimetern Höhe dazwischen setzen, was unwahrschein-
lich ist und überflüssig, da wir jetzt den unmittelbar passenden Kopf haben.
16
Man kann diese Stelle bei Humann, auf die mich H. B. Jessen und bei der Vor-
lage vor der Archäologischen Gesellschaft auch C. Blümel hinwiesen, als nicht un-
wichtigen Hinweis darauf nehmen, daß unter den Ausgräbern selber anscheinend
der Gedanke, den 'Schönen K o p f ' dem Fries zuzurechnen, anfangs durchaus be-
stand und erst später aufgegeben wurde, als man einen Unterschied im Marmor und
in der Qualität zu sehen meinte.
Nun spricht auch sein Fundort, die Zisterne an der Südost-Ecke des Altares, für
eine Zugehörigkeit zum Ost- oder Südfries. Dorthin führt auch der stilistische Ver-
gleich, denn bei aller Verwandtschaft im Reliefcharakter und der Gesamtauf-
fassung mit der Nyx ist die stilistische Verwandtschaft mit der Artemis noch
größer 53 . In beiden Köpfen ist eine Grundlage der klassischen Epoche erkenn-
bar, welche sich in der allgemeinen Ebenmäßigkeit der Formen und der Betonung
von Nase und Brauenbogen ausdrückt. Doch sind diese Formen in Fluß geraten und
von einer neuen Dynamik erfaßt. Auch mit dem jugendlichen Artemisgegner ver-
bindet den 'Schönen Kopf' eine geradezu geschwisterliche Verwandtschaft in der Art
der strömenden Bewegung, in Bildung und Ausdruck von Auge, Modellierung von
Mund und Ohr, Wange und Haar 54 . Für die Augenbildung mit dem nur schwach
abgesetzten Unterlid, welches in der Vorderansicht jenen scheinbar schwärmerischen
Zug hervorruft, ist der Kopf der Adrasteia des Südfrieses zu vergleichen. Auch für
die fast geschnitzte Art der Haarbildung und Einzelheiten wie eine kleine Locke im
Nacken finden sich dort Entsprechungen55.
Das einzige Argument, das sich der These der Zugehörigkeit zum Friese noch ent-
gegenstellen könnte, ist die anfangs erwähnte Frage des Marmors. Bestünde die Auf-
fassung, daß es sich um parischen Marmor handle, zu Recht, so wäre die Zugehörig-
keit zum Friese nicht möglich, und wir hätten hier das Werk eines Friesmeisters in
eigentümlicher Anlehnung an den Stil und an alle Bedingungen des Frieses, was aber
nach den vorgelegten Beobachtungen eigentlich unwahrscheinlich ist.
In der Marmorbeurteilung gibt es bisher noch keine sichere Entscheidung. In
Pergamon scheint der parische Marmor in hellenistischer Zeit selten verwendet; nur
die beiden Statuen in Anlehnung an Werke des 5. Jahrhunderts, die Athena Nr. 22,
die Hera Nr. 23, werden mit Zuversicht als »aus parischem Marmor gefertigt« be-
zeichnet56, unterscheiden sich aber im Material durchaus vom 'Schönen Kopf'. Bei
dem Alexander-Kopf und Attalos-Kopf ist die Bestimmung dagegen weniger ein-
deutig 57 .
Der Marmor des Alexander-Kopfes ist ein körnig verwitternder, ins Graue ver-
färbender Stein, dem die Durchsichtigkeit des parischen Marmors abzugehen scheint
und der sich strukturell nicht von dem des Hermaphroditen unterscheidet. Der At-
talos-Kopf, —jetzt wieder im großen Pergamonsaale —, trennt sich meines Erachtens
nicht wesentlich von der Steinqualität der Friesreliefs und hat bläuliche Adern. Die
Bildhauer der Altarwerkstätten, denen zumindest das erstgenannte Werk mit Recht
zugeschrieben wird 58 , scheinen sich auf einen kleinasiatischen Marmor eingestellt zu
haben, dessen Steinbruch in der Umgebung von Pergamon anzunehmen ist59, einen
18
Marmor, dem sie das Höchste abzugewinnen vermochten, und der je nach Erhal-
tungszustand bald glatter bald körniger in der Oberfläche erscheint. Mit den in der
Oberfläche am besten erhaltenen Teilen der Altar-Reliefs — etwa den Moiren —
scheint die Steinbeschaffenheit des 'Schönen Kopfes' durchaus zusammenzugehen,
und damit auch dieses Bedenken gegen die Zugehörigkeit zum Großen Friese ent-
kräftet.
III. H E P H A I S T
Der Gott Hephaist, der am Pergamon-Altar nicht fehlen kann, wird an drei ver-
schiedenen Stellen gesucht. Nach der zuerst von Puchstein noch in den achtziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgesprochenen Auffassung vermutete man ihn
in der Lücke des Ostfrieses hinter dem Gespann der Hera, da die Götter am Friese
genealogisch geordnet sind und Hephaist als Sohn der Hera dort sinnvoll eingeord-
net wäre 60 .
Eine andere Gruppe von Forschern, Robert und v. Salis61, wollte sich mit der
resignierten Feststellung, daß Hephaist nicht erhalten wäre, nicht zufrieden geben,
sondern suchte ihn an der nördlichen Treppenwange, wo ein Gott in kurzem Ge-
wände, der Exomis, die nur auf der linken Schulter geschlossen ist, erscheint, eine
Gestalt, welche dem Bilde, das man sich von dem Hephaist klassischer Zeit macht,
entspricht, etwa der Kultstatue des Alkamenes im Hephaisteion, wie sie nach frü-
heren Bemühungen von Furtwängler und Stevens zuletzt Semni Papaspiridi-Karusu
rekonstruiert hat 62 .
Gegen diesen 'Hephaist' an der Treppenwange ist eingewendet worden, daß er
an nicht ganz passender Stelle, nämlich unter den Meeresgottheiten erscheint, und
den inschriftlich bezeichneten Nereus als Nachbarn hat, dazu wahrscheinlich die
Nereide Doris. So ist dann diese Deutung auch wieder aufgegeben worden, man hat
in diesem Gott mit mehr Wahrscheinlichkeit Okeanos 63 gesehen und für Hephaist
einen dritten Vorschlag gemacht, nämlich ihn in einer bisher als Kabir benannten
Gestalt des Südfrieses zu sehen. Es handelt sich um die völlig nackte Gestalt eines
robusten Hammerschwingers, der auf einen stiernackigen Giganten einschlägt. Diese
These Kählers hat weitgehend Zustimmung gefunden 64 . Hephaist käme hier
in die Nachbarschaft von Kybele, anderen Kabiren, Selene und Helios, zu denen
sich aber nur mit gewissen Schwierigkeiten Beziehungen herstellen lassen. Auffällig
ist vor allem, daß der Gott wie kein olympischer Gott sonst am Friese völlig ohne
Gewand dargestellt wäre. Es erhebt sich die Frage, ob wir auf diese derbe Figur als
letzte Lösung angewiesen sind oder ob sich nicht doch noch eine Gestalt aufweisen
läßt, die besser zum Bilde des Hephaist paßt.
Es befindet sich nämlich im Museum von Bergama ein Torso (Abb. 15—18) 65 , der
bei den deutschen Ausgrabungen von Deubner und Hanson an der Via tecta, die zum
Asklepieion hinführt, im Jahre 1933 zusammen mit Fragmenten von Grabreliefs des
l
3' 9
Abb. 15 und 16. Torso. Bergama, Museum
20
Abb. 17 und 18. Torso. Bergama, Museum
Von der Schulter fällt der Stoff in fünf schweren Faltengruppen herab, die sich
nach unten fächerartig verbreitern und beim Umschlagen über dem Gürtel Falten-
augen hervorrufen. An der rechten Hüfte ist der Stoff zusammengeschoben und ent-
wickelt unruhige Formen der Uberschichtung und Uberschneidung. Unter dem
rechten erhobenen Arm, der wie das Gewand verrät, weiter vom Reliefgrunde ent-
fernt war als der linke, zieht sich das Gewand in glatteren Formen zur rechten Schul-
ter empor, und ein Stück der Rückenpartie wird sichtbar. Unterhalb des Gürtels
fällt das Gewand zwischen den im Ausschreiten gegebenen Schenkeln in girlanden-
artigen Faltengruppen. Die untere Grenze des Gewandes dürfte etwa in Kniehöhe
gelegen haben, wo jetzt der Torso endigt. O b die Exomis über dem rechten Schenkel
geschlitzt war, ist nicht sicher auszumachen. Das Gewand ist im ganzen von hohem
Reichtum, es gibt keine leere Stelle und in jeder Ansicht entfalten sich neue Züge.
Von dem Motiv der Bewegung der Arme ist nur so viel zu erkennen, daß die rechte
Körperseite angespannt ist, der Arm also wohl hoch erhoben war. Uber den linken
21
A b b . 19. Skizze des T o r s o B e r g a m a neben Dionysos des Westfrieses gestellt
Arm kann man nur sagen, daß er vom Körper abgestreckt war, da sich auf dieser
Seite kein Rest von ihm findet.
Versucht man die Figur zu skizzieren und über ihre Bruchflächen hinaus zu er-
gänzen, so gewinnt man eine überlebensgroße bewegte Gestalt mit erhobenen
Armen, doch wohl in einem Kampfmotiv. Die Körpermaße ergeben ergänzt etwa
2,20—2,30 m (Abb. 19).
Fragt man sich, ob eine überlebensgroße kämpfende Figur zu einem attischen oder
attisierenden Grabrelief des 4. Jahrhunderts paßt, so wird man gerade bei einem
Vergleich mit dem lebensgroßen Aristonautes davon abkommen 67 . Zuerst hat man
bei dem Bildwerk den Eindruck einer Verwandtschaft mit den weiblichen Figuren
aus den Giebeln von Samothrake, also mit Formen des 3. Jahrhunderts v. Chr. 68 .
Hier täuscht aber die starke Verwitterung des Marmors, der eine sandig-schieferige
Oberfläche bekommen hat, es ist deutlich kleinasiatischer Marmor, der ursprünglich
aber glattere Flächen aufwies, wie sich an der rechten Körperseite noch beobachten
läßt. Die ungemein reiche Bewegung der Gewandgliederung verrät, daß es sich um ein
hochhellenistisches Werk handeln muß, — ich notierte 1957: »großer Stil, männliche
Gestalt, Hephaist-artig« — und bei erneuten Bemühungen um das Bildwerk im No-
vember 1959 zusammen mit J . Schäfer fiel dann das Stichwort 'Pergamonfries'.
In der Tat läßt sich unter den Göttern des Pergamonfrieses in der Gestalt eines
Flügelgottes des Südfrieses ('Hyperion') 69 eine Figur ähnlichen Gewand-Motives und
ähnlicher Haltung finden, nach rechts hin ausschreitend, aber nach links kämpfend,
mit erhobenem rechtem Schwertarm und gesenktem linkem Schildarm. Hier finden
wir im Detail und in der Gesamtauffassung große Ubereinstimmung. Das Gewand
22
Abb. 20. Skizze des Torso Bergama im Ostfries (Photomontage)
des Flügelgottes ist allerdings als leicht und windbewegt charakterisiert, während
unsere Gestalt ein schwereres und dickeres Gewand trägt und anscheinend auch
nicht so stürmisch bewegt war.
Wäre jene Figur auch unterhalb der Schultern und oberhalb der Kniehöhe ge-
brochen, so würde sie ebenfalls einen Torso gleichen Maßes, nämlich von etwa einem
Meter Höhe ergeben.
Für die Gewandbehandlung mit dem überfallenden Gewandbausch, der fast an
weibliche Gewänder erinnert, ist vor allem die Gestalt des Dionysos der Westseite
zu vergleichen (Abb. 19) 7 0 . Bei ihr finden wir die breite Folge der schweren Falten-
gruppen, die unser Torso besonders auf seiner linken Körperseite aufweist. Auch die
Gewandpartie über und zwischen den Schenkeln läßt sich gut vergleichen, wenn-
gleich hier das Gewand am Torso schwerer ist und das Bewegungsmotiv verhaltener.
Mit dieser Figur wurden die ersten Proportionsvergleiche gemacht, indem eine
Photographie und eine Ergänzungsskizze des Torso im Maßstab 1 : 1 neben den
Dionysos gehalten wurde und die Gleichartigkeit des Formates ergab (Abb. 19).
Z u der stilistischen und maßstäblichen Ubereinstimmung zwischen dem Torso und
den Figuren des Großen Frieses kommen noch hinzu: die Reliefhöhe beim Torso
32 cm, am Friese durchschnittlich 32 cm 7 1 ; die Stärke der Rückwand ist am Torso
zwischen 8—12 cm, am Friese durchschnittlich um 15 cm, die Aphrodite-Platte hat
stellenweise nur 4,5 cm 72 . Schließlich das Material, ein kleinasiatischer Marmor in
besonders starker Verwitterung, wie ihn etwa am Fries der Kopf der Leto und auch
unser Aphroditekopf zeigen und auch ein stark verwitterter Schlangenkopf aus dem
Großen Friese im Museum in Bergama Nr. 58 (Abb. 21) 7 3 .
23
Wir haben also einen Bestandteil des Großen Frieses vor uns, eine Gottheit in
schwerer Exomis, weniger heftig im Bewegungsmotiv als die verglichenen Gottheiten,
also nicht vorstürmend, sondern im Stehen mit erhobenen Armen kämpfend. Diese
Beobachtungen sprechen alle für eine Deutung auf den hinkenden Hephaist in seiner
typischen Tracht. Es kommt eigentlich keine andere von den noch fehlenden Gott-
heiten in Frage, denn Hermes wird man gewiß nicht in ihm sehen wollen.
Man würde nun gern das Motiv der Arme und die Richtung der Bewegung
wiedergewinnen und der Gestalt einen Platz im Friese geben.
Als Waffe des Hephaist ist am wahrscheinlichsten der Schmiedehammer zu denken,
den er auch auf dem Fries von Lagina (oder Axt?) und auf einem von einer helle-
nistischen Götterversammlung inspirierten Relief im Neuen Konservatorenpalast
führt, oder Zangen mit glühenden Erzklumpen wie wahrscheinlich auf der Par-
thenon-Ost-Metope 74 .
Die Bewegungsrichtung des Torso ist nicht ganz eindeutig. Man könnte die Ana-
logie zu dem 'Hyperion' im A u f b a u der Gestalt zur Grundlage einer Rekonstruktion
machen, bei der die Gestalt trotz eines verhaltenen Ausfalles nach rechts einen
Schlag eventuell mit einarmig geführtem Hammer nach links ausführt, oder aber
ein beidarmiges Schlagen, wie der Kabir, nur im Gegensinne also nach links
(Abb. 20).
Diese Auslegung enthält nur die Schwierigkeit, daß bei dem Torso die rechte
Schulter und der rechte Schenkel etwas mehr vortreten als die linke Körperseite,
während am Friese sonst bei scheinbar grundparalleler Ausbreitung der Kämpfer diese
zur Erhaltung der Reliefeinheit einander in Schulter und Schenkel leicht zugedreht
sind (anders ist es allerdings bei der Athena des Ost-Frieses).
Die zweite Möglichkeit ist die der Bewegung nach rechts im Sinne des Dionysos
und des Kabiren, die dann jenes leichte Vortreten von Schultern und Schenkel und
die reichere Gewandentfaltung auf der linken Körperseite für sich buchen könnte.
Auch das stärkere Einknicken in der linken Hüfte wäre bei einem beidarmigen
Hammerschwingen nach rechts leichter erklärbar (Abb. 19).
Schließlich wäre noch ein seitliches Schlagen nach links, wie es im Gegensinne die
Gestalt des Orion im Nord-Friese ausführt, denkbar 75 . Doch würde man dann eine
stärkere Torsion im Körper erwarten.
Die erste und dritte Rekonstruktion hätte den Vorteil, daß Hephaist sich genau
auf den Platz setzen ließe, den Puchstein für ihn vorgeschlagen hatte, nämlich un-
mittelbar links neben Hera, wo ein Kämpfer nach links zu erwarten ist und ihr Sohn
inhaltlich am besten seinen Ort hätte. Stilistisch ließen sich gewisse Beziehungen in
der Gewandbehandlung bei der Artemis, Leto und auch Hera aufweisen (Abb. 20).
Dies wäre gewiß die bestechendste Lösung, welche nur mit der leichten Drehung
in der Gestalt nicht ganz einfach in Einklang zu bringen ist. Bei der zweiten Lösung,
also nach rechts kämpfend (Abb. 19), müßte ein Gegner zwischen Hephäst und
Hera angenommen werden. In jedem Fall kommt die Gestalt im Ostfries in Konflikt
24
Abb. 2 i . Schlangenkopf aus Ringergruppe des Nordfrieses. Bergama, Museum
mit den von v. Massow und Kähler dort eingesetzten Gruppen 76 . Trotzdem hat sie
vom Inhaltlichen her Anspruch auf diesen Ort, denn es läßt sich keine andere Fries-
seite als sinnvoller für die Zuordnung des Hephäst vorschlagen.
Eine weitere Vervollständigung des Fragments aus den Beständen der Magazine
des Pergamon-Museums in Berlin ist bisher noch nicht überzeugend möglich. Man
könnte erwägen, ob der nach links hin bewegte 'Gigantenkopf' Nr. 54 77 für den
Hephaist in Frage käme. Bei näherer Prüfung erweist sich dieser Kopf nämlich als
idealer gebildet als die meisten anderen bärtigen Gigantenköpfe und anderseits den
Götterköpfen wie dem des Nereus und auffälligerweise auch dem in der Körper-
haltung am ehesten vergleichbaren Hyperion des Südfrieses verwandt, doch ist dies
vorläufig noch ein nicht beweisbarer Vorschlag, nur für einen nach links bewegten
Hephaist verwendbar und nicht ohne weiteres dem Ostfries stilistisch einzufügen.
Unter den Nachklängen des Pergamonfrieses — wie sie G. Kleiner verfolgt hat —
versuchte der Verfasser ein Zeugnis zu finden, das die eine oder die andere Rekon-
struktion etwa bestätigen könnte, doch ist dort nichts Uberzeugendes vorhanden;
denn das Relief im Neuen Konservatorenpalast mit einem ruhig schreitenden He-
phaist hat, wie Kleiner selbst ausführt, keine näheren Beziehungen zu dem Perga-
menischen Altar 78 . Dafür läßt sich aber als eventueller Prototyp der klassischen Zeit
ein Torso der Sammlung Milles aufzeigen, der von Andren als Akroter veröffentlicht
wurde, was er aber seiner 'Erdenschwere' wegen nicht sein kann, und den Marcade
als Giebelfigur, und zwar als Hephaist aus einer Athenageburt deutete 79 . Die Gestalt
trägt eine Exomis, ist nach links bewegt mit erhobenem rechtem Arm und entspricht
in Bewegungsmotiv und Gewandanordnung unserer Figur. Sie ist zwar eigentümlich
4 116./117. Winckelmannsprogramm 25
spröde im Aufbau, könnte aber doch in der Nähe der Hephaisteionfiguren oder etwas
später entstanden sein. Die Beziehung zur Klassik, die sich in der Typik der Götter
am Friese immer wieder findet, wäre dann auch hier gegeben und würde unsere
Deutung bestätigen.
Es wurde hier unternommen, drei Bildwerke, die schon vor Jahrzehnten dem
Boden entstiegen waren, neu zu sehen und in den Zusammenhang des Großen Frieses
von Pergamon zu rücken. Es wiederholte sich eigentümlicherweise der Vorgang,
etwa beim Aphroditekopf und beim sogenannten 'Schönen Kopf', daß die ersten
Bearbeiter der hier vorgeschlagenen Lösung ganz nahe waren, daß dann aber bei
dem einen Werk durch eine Unterbewertung seiner Qualität und bei dem anderen
durch eine Uberschätzung auf lange Zeit eine Beurteilung sich durchsetzte, die von
dem Großen Fries fortführte und doch wohl einer Uberprüfung bedurfte.
Daß der Große Altar von Pergamon als letzte große Aussage der griechischen Kunst
für uns einen unschätzbaren Wert darstellt und in seinem Geheimnis, seiner künstle-
rischen Leistung noch längst nicht ausgeschöpft ist, lehrt jede Beschäftigung mit
diesem Monument, zu der diese 'Funde' wieder ein dankbar empfundener Anlaß
waren.
26
Abb. 22. Jünglingskopf. Bergama, Museum Nr. 76 Abb. 23. Jünglingskopf. Bergama, Museum Nr. 60
E X K U R S ZU DEM TELEPHOS-FRIE S
27
Es vervollständigt sich nun die Jünglingsgruppe der drei Begleiter des Agamemnon,
und jene stille Verhaltenheit ruhigen Daseins wird nun deutlicher. Zwei Jünglinge
blicken auf die Begrüßungsszene vor ihnen, während der vorderste aus dem Relief-
grunde herausblickt. Die Gruppe erweckt Erinnerungen an die klassischen Drei-
Figuren-Reliefs, mit deren Hermesgestalt die neuvervollständigte Jünglingsfigur in
der Verhaltenheit ihres Schreitens, in Gewandmotiven und Gebärde eigentümliche
und vielleicht nicht zufällige Verwandtschaft aufweist83.
Zugleich erinnert die nahe Verbindung der beiden vorderen Jünglinge an die
Zwei-Figurengruppen der klassischen Zeit, wie sie H. Speier behandelt hat84.
In dem Bemühen, den fehlenden Kopf des aus dem Grunde herausblickenden Jüng-
lings zu gewinnen, dessen Reliefhöhe durch den an der Schläfe anstoßenden neu-
gewonnenen Kopf nun auf etwa 5 cm begrenzt wird, fragte der Verfasser Fräulein
Huberta v. Littrow, welche mit einer Neubearbeitung des Telephosfrieses beschäftigt
ist, ob sie nicht unter den von ihr zusammengetragenen Fragmenten das Kopffrag-
ment eines herausblickenden Jünglings etwa in der Art der Platte mit dem eilenden
König und seinem Begleiter (AvP. I I I 2 Taf. 36,7) und in der verlangten Stärke
hätte. Die Kollegin brachte freundlicherweise aus dem Magazin sogleich zwei
Gesichtsfragmente, von denen eines sich sofort ansetzen ließ und nun der Gruppe
nochmals höhere Lebendigkeit verleiht.
Dieses Köpfchen 85 ist in Vorderansicht mit leiser Wendung zur Dreiviertel-Ansicht
gegeben und ein wenig zur linken Schulter geneigt, so daß es mit seinem Haar das
Haar des Schwertträgers berührte. Die Gestalt trägt in der Hand die Lanze, welche
sich auf dem angesetzten Fragment der nächsten Platte fortsetzt und dürfte dann
Achilleus sein, dessen Lanze Telephos verwundete86. Diese große Lanze, die hier den
freien Raum über den Figuren beherrscht, tritt im Friese in betonter Deutlichkeit auf,
in der Kampfszene, hier in der Begrüßungsszene, dann in der anschließenden Gast-
mahlszene und gewiß auch in den folgenden größtenteils verlorenen Szenen. Wenn
diese hintergründige Figur Achilleus ist, dann ist sein ihm nahe verbundener Ge-
fährte, der Schwertträger, Patroklos.
So wäre also nicht nur für die Vervollständigung einer Telepliosszene, sondern
auch für das Bildthema Achilleus-Patroklos ein neues Zeugnis gewonnen87.
28
Abb. 24. Telephosfries: Achilleus und Patroklos
1
Abb. 25 und 26. Telephosfries: Begrüßungsszene in Argos
29
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leikillinen Miina!" sanoi hän ihastuneena.
"Niin sitä nyt ollaan! mutta harvoin onkin häisiä päiviä", sanoi
Pekka, joka oli pihalla vastassa.
"Jaa, hyvä kyllä, ja vielä parempi että tekin tulitte niihin osaa
ottamaan, vaikka ei täällä ole paljoa tarjona!"
"Te olette jalo mies", sanoi Mikko, "nyt vasta voimmekin viettää
oikein iloisia häitä, koska tiedämme, että näitten toimeentulo on
turvattu vielä sittenkin, kun me vanhat olemme päivämme
päättäneet, ja kyllä kai niin kauan sovimme."
Iloisina tanssivat nuoret, mutta kaikista iloisin oli Alpert herra, hän
tanssi, laski leikkiä ujosteleville tytöille, häntä huvitti nähdä kansansa
lapsia heidän teeskentelemättömässä yksinkertaisuudessaan.
Loppu.
*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK TAKAMAAN
TORPPARIT ***
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